Roine Stolt - Wall Street Voodoo

Review

FLOWER KINGS-Frontmann ROINE STOLT überrascht uns dieser Tage mit seinem fünften Solo-Album. Weniger progressiv frickelnd als bei seiner Hauptband lebt Stolt auf „Wall Street Voodoo“ vor allem seine Leidenschaft für den erdigen Bluesrock der sechziger und siebziger Jahre aus. Dabei findet er Unterstützung durch den aktuellen FLOWER KINGS-Drummer Marcus Lillequist wie durch dessen Vorgänger Hasse Bruniusson. Auch der ehemalige SPOCK’S BEARD-Kopf Neal Morse leistete seinen Beitrag zu diesem Album. Die wahren Namen der drei übrigen Mitstreiter, bei denen es sich um „wohlbekannte Musiker aus anderen Genres“ handeln soll, dürfen aus Vertragsgründen nicht genannt werden. Somit bleibt unklar, wer sich hinter den Pseudonymen „Gonzo Geffen“ (Percussion), „Slim Pothead“ (Keyboards) und „Victor Woof“ (Bass) verbirgt. Klar ist hingegen, dass „Wall Street Voodoo“ nicht nur durch geschicktes Namedropping überzeugen kann. Die sechzehn gutklassigen Bluesrock-Kompositionen gehen rasch ins Ohr und bieten über knapp zwei Stunden Spielzeit hinweg kurzweilige Unterhaltung. Mal gibt sich Stolt funkig, wie in „Everybody Is Trying To Sell You Something“, mal ergeben sich progressivere Frickel-Passagen wie im abschließenden „People That Have The Power To Shape The Future“. Die teils auffallend langen Liedtitel werden durch ein gemeinsames Grundthema zusammen gehalten und erzählen von den Dingen, die in unserer modernen Welt am wichtigsten scheinen: Viel Geld zu verdienen, schnelle Autos zu fahren und die heißesten Girls flachzulegen. Genau der richtige Stoff also für alle Zivilisations-Kritiker unserer Zeit. Einen richtigen Hit, der sich so schnell nicht mehr aus den Gehörgängen vertreiben lässt, hat ROINE STOLT auf „Wall Street Voodoo“ zwar nicht verewigt, dafür bewegen sich die beiden Silberlinge aber auf einem konstant hohen Niveau, das keinen Raum für unterklassigen Füllstoff bietet.

11.01.2006
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