Rohstoff - Echtzeitsystem

Review

Crossover, eine stilistische Einordnung, auf die die Österreicher ROHSTOFF geradezu bestehen, trifft es in der Tat ziemlich gut auf den Punkt. Ihre neue Veröffentlichung „Echtzeitsystem“ enthält zusätzlich zu fünf neuen Songs noch die Tracks der EP „Patient Null“. Der Sound, den uns die Jungs anbieten, ist ein Cocktail aus Hardcore, Groove Metal, Metalcore und einigen HipHop-/Rap-Elementen besonders in den Strophen. Die Arbeit mit deutschen Texten ist mutig und anerkennenswert, auch wenn ein Teil der lyrischen Ausführungen noch ein wenig plakativ erscheint, oder mit ein paar seltsam eingebauten Anglizismen ihr Ziel ein wenig verfehlt. Im Großen und Ganzen sind die Inhalte aber ansprechend und tiefgreifend, und angesichts des sicher nicht unerheblichen Anspruchs, die deutsche Sprache in aggressiver Musik gut klingen zu lassen, muss man der Band schon ein gewisses Talent zu Gute halten.

Musikalisch lassen ROHSTOFF zahlreiche Einflüsse erkennen, können genauso an SOUFLY und Co. erinnern (in punkto Riffs), wie an RAMMSTEIN oder MEGAHERZ und an diverse Nu-Metal-Bands. In den Refrains schimmert hin und wieder ein bisschen Metalcore-Attitüde durch, was wohl am stellenweise etwas melodischer werdenden Gesang liegt. Die Strophen von „Tschernobyl“ erinnern mich ein wenig an BILLY JOELs „We Didn’t Start The Fire“ – jahrelanger Musikgenuss beschwört manchmal etwas fremdartige Assoziationen herauf. Persönlich ist mir der HipHop-Anteil etwas zu hoch, Rock ’n‘ Roll-Feeling bleibt deshalb über die volle Distanz außen vor. Wer es gerne bunt hat, und wer besonders deutschsprachige Grenzüberschreitungen mag, der sollte ROHSTOFF allerdings eine Chance geben. Puristen lassen aber am Besten die Finger davon.

17.11.2011
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