Rohbau - Zorn

Review

Die Hamburger Formation ROHBAU hat bereits fünfzehn Jahre auf dem Buckel und hat es in dieser Zeit auf eine Veröffentlichung gebracht. Nach den üblichen Besetzungswechseln liegt mit “Zorn“ nun das zweite Album der Band vor. Verschrieben haben sich die Jungs um Sänger Jürg Steinbrenner Metal mit sowohl traditionellen, als auch modernen Elementen. Als Besonderheit kommt hinzu, dass die Texte der Band komplett in deutscher Sprache vorgetragen werden.

Wer jetzt annimmt, dass man die Hamburger dadurch in die Nähe der BÖHSEN ONKELZ und Konsorten rücken kann, der irrt. ROHBAU gehen wesentlich härter zu Werke und spielen druckvollen, energiegeladenen Metal, der vom Riffing her phasenweise an alte ICED EARTH erinnert (“Krank“). Die Riffs sind ansprechend arrangiert und gehen demnach gut nach vorne, was auch der fetten Produktion zu verdanken ist. Zwar verzichtet die Band weitgehend auf Gitarrensoli, was ein wenig schade ist, da das Können wohl durchaus vorhanden ist. Auf der anderen Seite kommen die Kompositionen so, ohne technische Kabinettstückchen, fokussierter daher und bereiten die Bühne für die Stimme von Sänger Jürg, der wie ein naher Verwandter von SUBWAY TO SALLYs Eric Fish klingt. Steinbrenner singt nicht nur in einer ähnlichen Lage, er verwendet manche Phrasierungen wie der SUBWAY-Frontmann. Das passt zwar hervorragend zu den Texten, hat aber wenig individuellen Charakter.

Hinzu kommt, dass der ROHBAU-Sänger zu selten etwas aus den zweifellos vorhandenen Möglichkeiten macht. Der Gesang ist über die komplette Distanz der zehn Songs einfach nicht abwechslungsreich genug um den Hörer wirklich fesseln zu können. Dadurch kommen die Melodien auch etwas zu kurz und der im Promoflyer beschriebene Ohrwurmcharakter der Songs kommt nur in seltenen Fällen, wie eben bei “Klabautermann“ zum Tragen. Bei Nummern wie dem intensiven Opener “Einsamkeit“ hingegen passt der latent weinerliche Gesang perfekt zum Text und den aggressiven Riffs der beiden Gitarristen Christian Albrecht und Andre Hildebrandt.

Wenn ROHBAU an den genannten Punkten arbeiten, gehen die Daumen beim nächsten Longplayer garantiert weiter in die Höhe als es heuer bei “Zorn“ der Fall ist. Etwas mehr Abwechslung und ein paar mehr Ohrwurmrefrains täten den Songs jedenfalls gut. Wer sich allerdings mit oben genannten Attributen anfreunden kann, sollte den Jungs eine Chance geben. Handwerklich gut gemacht sind die Songs auf “Zorn“ allemal und live knallen die Lieder bestimmt auch ordentlich.

08.08.2010

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