Rogue - Rogue
Review
Professionalität ist meist das Produkt harter und langwieriger Arbeit. Eine Band braucht Jahre, um auf einem überzeugenden Level professionell zu arbeiten; ehrlich gesagt hilft aber selbst die Arbeit über Jahre bei vielen Bands kaum, sodass sie fortwährend dilettantisch wirken. Bei ROGUE ist das anders: Kaum gegründet veröffentlichen sie ihr selbst betiteltes Demodebüt, das in wirklich allen Bereichen professionell wirkt. Zuerst macht sich das natürlich in der Gestaltung bemerkbar: Gelungene Aufmachung der CD, geschickt in Szene gesetzte Selbstbeweihräucherung als Presseinfo. Der Eindruck, dass hier viele Jahre Banderfahrung hinter stecken, drängt sich geradezu auf. Wüsste ich es nicht besser, ich würde schwören, dass ROGUE schon eine ganze Weile im Musikbusiness unterwegs sind.
Selbstverständlich ist die Optik nur der eine Part der zu einem sachkundigen Auftreten gehört, im Grunde sogar ein fast vernachlässigbarer Teil. Viel wichtiger ist natürlich die Musik. Das Gefühl fachmännischen Schaffens der Band wird in dieser glücklicherweise bestätigt. ROGUE ist ein Sextett aus München, ein Hybrid aus Metal, Industrial, straightem Rock und ein wenig Punk. Recht gitarrenlastig präsentiert sich „Rogue“; lässige Hooks mit der nötigen Härte versehen, geschickte Melodieführung, gelungene Arrangements und die gewisse Portion Abwechslung sind bezeichnend für das Schaffen der Band. Seien es die einprägsamen Riffs der E-Gitarre, ein unerwarteter Pianopart inklusive atmosphärischem Sprachsample oder ein filigranes Gitarrensolo, immer zeigen ROGUE sich professionell. Musiktechnisch bewegen die Jungs sich konstant auf hohem Niveau, wobei die Produktion dazu ihr Übriges tut. Druckvoll, klar, charmant; kurzum: passend! Was die technischen Belange betrifft, hat das Sextett seine Hausaufgaben gemacht und lässt kaum härtere Kritik zu. Woran es bei all der Finesse dennoch mangelt, ist ein unverkennbar eigener Charakter. Auch wenn die Band Elemente verschiedener Genres geschickt zusammenfügt, hunderprozentig eigen ist das bislang noch nicht. Sicher, von einer ersten Drei-Track-Demo kann man das nicht unbedingt erwarten, Kritikpunkt ist es – nicht zuletzt wegen des hohen Niveaus, auf dem die Band arbeitet – nichtsdestotrotz. Schade: Dem Problem der Gesichtslosigkeit wirkt auch der Gesang nicht entgegen, eher im Gegenteil; statt ROGUE-Sänger hätte Vokalist Thomas Drescher sicher auch Karriere mit einer MARILYN-MANSON-Coverband machen können. Stimmlich sind die Überschneidungen nicht zu übersehen.
„Rogue“ ist eine Scheibe, die das Debütwerk einer Band darstellt, von der man in Zukunft sicher öfters hören wird. Technisch einwandfrei, eingängig und dabei sehr einprägsam wird das Werk seine Hörerschaft finden. Apropos finden: Zu einem Stil, der unverkennbarer, eigener ist, werden ROGUE sicher auch noch finden, nachdem das mit der Professionalität schon so schnell ging. Bis dahin ist das selbst betitelte Demodebüt eine Scheibe mit einigen wenigen Makeln und viel Potential.