Rogga Jonhansson - Entrance To The Otherwhere

Review

Logbuch des ROGGA JOHANSSON, Erdzeit 2019, Album Nr. 59. (Achtung, Anzahl der Alben wie immer ohne Gewähr.)

Jaja, der Johansson, spielt halt Standard Death Metal, kennt man ja, alles schon tausendmal gehört. Einspruch, denn diese Scheibe ist anders als das, was sonst in regelmäßigen Abständen aus dem schönen Gamleby zu uns herüber schwappt.

Rogga zeigt mit „Entrance To The Otherwhere“, dass er keineswegs nur im straighten Old School Death unterwegs ist. Mit diesem Album wagt er den einen oder anderen Ausflug in die lässigen Gefilde des Death ’n‘ Roll. Die Scheibe wirkt irgendwie so, als ob Johansson mit dem Auto locker durch seine schwedische Heimat cruist. Richtig Gas gegeben wird da nicht, lieber einfach bei eher gemächlichem Tempo die Fahrt genossen.

ROGGA JOHANSSON mit einer seiner reifsten Scheiben bis dato

Mr. Johansson wirkt überhaupt viel entspannter in letzter Zeit und hetzt nicht mehr rastlos von Release zu Release. Das tut der Qualität seiner Veröffentlichungen spürbar gut. Denn auch wenn man zahllose Ideen im Kopf hat, schadet es ganz sicher nicht, diese auch ordentlich auszuarbeiten.

Dieses Material hier war ursprünglich für die mittlerweile leider nicht mehr aktiven DEMIURG geplant gewesen, daher auch die melodischere Ausrichtung. Einerseits ist es natürlich sehr schade, dass von diesem Projekt nichts mehr kommen wird. Andererseits veröffentlicht Rogga das Ganze halt nun einfach bei seinem Soloprojekt. Passt ja auch, und Hauptsache es geht nicht verloren, das wäre nämlich in diesem Fall mächtig schade gewesen. Und die vorliegende Platte hätte in jedem Fall auch ein würdiger Nachfolger für „Sklakthus Gamelby“ abgegeben.

Vom Start „The Re-Emergers“ weg macht sich umgehend eine gewisse Gelassenheit breit, unterlegt von einem richtig lässigem Groove. Hier wird niemand getrieben, das ist fast schon eine Art chilliger Death Metal. Natürlich baut Johansson auch die notwendige Härte mit ein, dennoch wirkt die Mucke schon ziemlich locker und irgendwie beschwingt. Rogga muss ja auch schließlich niemandem mehr beweisen, dass er Todesblei prügeln kann. Man denkt des Öfteren mal an ILLDISPOSED, die kriegen das ja ebenfalls immer sehr locker hin. Auch der Titelsong passt wunderbar in dieses Raster und weiß mit seinem eingängigen Refrain und den abwechslungsreichen Vocals richtig zu gefallen.

Doch auch auf „Entrance To The Otherwhere“ sind es ganz klar die kleinen aber feinen Details, die diese Scheibe auf ein richtig gutes Niveau hieven. So beinhaltet „Till Bergets Puls“ eine verdammt coole Keyboard-Melodie und schielt damit mächtig Richtung PAIN. Bei „When The Otherwhere Opens“ packt Rogga ein paar Screams mit rein. Und „As Evil Seeps Out“ schwenkt nach einem opulenten kleinen Intro eher in düstere Gefilde. Gut so, wir sind ja schließlich nicht nur zum entspannten Vergnügen hier.

Es groovt gar mächtig in den Wäldern rund um Gamleby

Völlig aus der Reihe fällt dann jedoch das instrumentale „Berget Vaknar“. Hier gibt es nur sanfte Pianoklänge in der freien Natur zu bestaunen, das ist fast schon Romantik pur. Und beim abschließenden „In The Grip Of Garpedans“ wird es schließlich richtig fein doomig, düster und melancholisch.

Wenn man Johansson ja sonst gerne mal vorwirft, seine Songs besäßen keinen Wiedererkennungswert, dann hat er diesen (scheinbaren) Makel hier weitestgehend ausgemerzt. Ist daher „Entrance To The Otherwhere“ die bis dato reifste Scheibe des Hansdampf in den Gassen von Gamleby? Gut möglich, auf jeden Fall ist es eine mit so einigen wirklich coolen Ideen. Prügeln kann er ja mit irgendeiner anderen seiner Kapellen, hier wird gegroovt auf Teufel komm raus.

Der Schwede hat hier eine Menge Ideen ausgepackt, die man so nicht unbedingt von ihm erwartet hätte, Hut ab. Und es ist echt schön zu sehen, dass jemand nach beinahe zahllosen Veröffentlichungen mit den verschiedensten Bands und Projekten die Meute noch überraschen kann. Genau so groovt sich ROGGA JOHANSSON in den Gehörgängen der Fans fest. Auch wenn das Wort im Review vielleicht zu oft vorkommt, die Scheibe hat halt einfach mächtig Groove, Punkt.

15.07.2019
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