Rob Halford - Die Bibel des Heavy Metal: Rob Halfords heilige Schriften

Review

Was wäre ein (selbsternannter) Gott ohne seine Bibel? Um diese Lücke zu füllen, veröffentlicht JUDAS PRIEST-Sänger und Metal-Gott Rob Halford sein neues Buch “Die Bibel des Heavy Metal: Rob Halfords heilige Schriften“. Im Gegensatz zu seiner Autobiographie “Confess“ (dt. “Ich bekenne“) geht es im neuen Werk nicht (nur) um sein eigenes Leben, sondern um das Musikbusiness aus dem Blickwinkel von JUDAS PRIEST. “Die Bibel des Heavy Metal“ ist mehr eine Enzyklopädie denn ein Roman und erzählt die Geschichte und die Erfahrungen der Band anhand kleiner Artikel zu verschiedenen Schlagworten aus der Musikindustrie.

Der Metal-Gott predigt über die Musikindustrie

Wie auch die Bibel des christlichen Gottes ist die des Metal-Gottes in verschiedene Bücher unterteilt. So beleuchtet das Buch Job(s) mit kurzen Artikeln über Sänger bis hin zu Bandmanagern die Rollen, die bei einer Band gefüllt werden müssen, während das Buch der Pilgerfahrten sich mit dem Leben auf Tour beschäftigt. Dabei liegt der Fokus hauptsächlich auf JUDAS PRIEST als bereits erfolgreicher Band. Die Anfangszeiten werden zwar ab und zu als Teil der Bandgeschichte erwähnt, inhaltlich aber nicht immer weiter ausgeführt.

Wie schon in seiner Autobiographie schreibt Rob Halford wieder mit Co-Autor Ian Gittins und behält auch seine humorvolle, authentische Art und Weise des Erzählens bei. Obwohl “Die Bibel des Heavy Metal“ keine zusammenhängende Geschichte, sondern eine Aneinanderreihung einzelner Artikel ist und sich deswegen teilweise nicht so flüssig liest, bleibt das Buch dadurch unterhaltsam und präsentiert Rob Halford von seiner nahbaren, menschlichen Seite.

„Die Bibel des Heavy Metal“ ist keine Neuauflage der Autobiographie

Dabei lernt der Leser nicht nur allerhand Wissenswertes aus der Musikbranche an sich, sondern stößt immer wieder auf lustige Anekdoten von JUDAS PRIEST über die Jahre. Dazu gehören nicht nur lustige Streiche, die die (erweiterten) Bandmitglieder sich untereinander spielen, sondern auch reflektierte Berichte zu aufkommender LSD („Lead-Singer-Disease“) und Alkohol- und Drogenmissbrauch von Rob Halford – und natürlich immer wieder Erwähnungen des ewigen Streits zwischen den Gitarristen K. K. Downing und Glenn Tipton.

Da “Die Bibel des Heavy Metal“ nun aber explizit keine Autobiographie ist, werden diese Themen hauptsächlich am Rande behandelt und an geeigneter Stelle immer mal wieder auf “Confess“ verwiesen. Das neue Werk ist also keine Neuauflage von “Confess“ als Bandbiographie, sondern als Zusatz- oder Ersatzlektüre ganz für sich allein stehend lesenswert.

Rob Halford weiß, wie er seine Jünger erreicht

Insgesamt hat “Die Bibel des Heavy Metal“ kaum Schwachstellen. Einige wenige davon sind sicher auch der deutschen Übersetzung geschuldet, die es mit dem Übersetzen manchmal sehr genau nimmt und auch in Deutschland bekannte Worte wie „Mancave“ mit „Männerhöhle“ übersetzt. Außerdem setzt Rob Halford immer wieder Fußnoten, die in der Regel nur einen persönlichen Kommentar und keinen echten Inhalt enthalten. Da Halford sich was persönliche Kommentare angeht auch in den eigentlichen Artikeln nicht zurückhält, hätten die Fußnoten für die Lesbarkeit durchaus in den Fließtext integriert werden können.

Abgesehen von kleinen Details ist “Die Bibel des Heavy Metal“ eine unterhaltsame und informative Lektüre, die sich kurzweilig liest und einen spannenden Einblick in die Musikindustrie bietet. Rob Halford vereint Objektives mit Subjektivem und wirkt trotz seines Lebens im Rampenlicht bodenständig, selbstironisch und authentisch – eben wie ein echter Yam-Yam. Und sein Fazit zu 50 Jahren Heavy Metal, neben der mehr als deutlichen Erkenntnis, dass „This Is Spinal Tap“ der beste Film aller Zeiten ist: Das war es wert.

22.08.2024

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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