Rob Balducci - Mantra

Review

Rob Balducci ist ein Gitarrenvirtuose, der in die Fußstapfen eines Joe Satrani zu steigen versucht. Auf diesem reinen Instrumental-Album regiert die Gitarre, begleitet von einer tighten Bass-Schlagzeug-Sektion. Dabei scheint sich Herr Balducci der Gefahren eines solchen Instrumental-Albums bewusst zu sein. Viele seiner Kollegen neigen zum Stakkato-Griffbrett-Zauber und reihen ein Soli an das nächste, wobei oft der eigentliche ‚Song‘ ausser Acht gelassen wird. Das mag zwar Ausdruck technischer Perfektion sein, nur kommt in solchen Fällen die emotionale Brücke zum Musikhörer nicht zustande. Und genau das versucht Rob Balducci auf „Mantra“ zu verhindern. Er setzt den Schwerpunkt ganz klar in den kompositorischen Bereich und versucht die Gitarrenleads in zugängliche Songstrukturen einzufügen. Ein Ansatz, der meines Erachtens geglückt umgesetzt wurde, nimmt sein Instrument oftmals die Funktion des ‚fehlenden‘ Vocalisten ein und steigert so den Wiedererkennungswert. Es mangelt natürlich nicht an rasanten Flitzefinger-Soli, nur nehmen diese selten überhand, sondern werden songdienlich eingesetzt. Und auch das Songwriting verfügt immer noch über ausreichend progressive Schlagseite, welche sich in kontrollierten Ausmaßen bewegt („Fear“). Leider stellt das, was „Mantra“ auf den ersten Hörgang so einfach zugänglich macht, auch ein kleinen Wehrmutstropfen dar. Denn auf Dauer wirkt vieles zu strukturiert und berechenbar; gerade die ruhigen Tracks wie „Eve“ plätschern trotz gelungener Harmonien an der Aufmerksamkeit des Hörers vorbei. Dafür entschädigen die heftigeren Songs wie der exquisite Opener „The Dance“ und das groovige „Pressure“. Fazit: ein gelungenes Instrumental-Album, daß den Balanceakt zwischen der Präsentation technischer Finesse und nachvollziehbarem Songwriting nahezu unbeschadet vollzieht.

29.10.2002
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