Irgendwie muss es Gitarrist Lars Chriss und Bassist/Keyboarder Sampo Axelsson bei den Schweden LION’S SHARE langweilig geworden sein, jedenfalls entwickelten die beiden diverse Songideen, die ihrer Meinung nach nicht zum Sound ihrer Stammband passen würden. Damit der Aufwand aber nicht umsonst gewesen sein sollte, heuerte man Sänger Matti Alfonzetti (SKINTRADE, JAGGED EDGE, ALFONZETTI) und Drummer Thomas Broman (u.a. GLENN HUGHES, AUDIOVISION) an, gründete eine Band mit dem optimistischen Namen ROAD TO RUIN und brannte sämtliches Material auf das selbstbetitelte Debütalbum. Zum Glück, muss man sagen, denn was sich hier zunächst noch als etwas altbacken tönender Hard Rock anlässt, entpuppt sich recht schnell als liebevolle Huldigung an den klassischen Hard Rock der späten 70er-, frühen 80er-Jahre.
Nach eigenem Bekunden ließ man sich vor allem von Legenden wie LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE, RAINBOW und BLACK SABBATH zu kreativen Ergüssen verleiten, wobei die beiden letztgenannten Acts am deutlichsten hervorstechen. Ihren trockenen, aber keineswegs zahnlosen Hard Rock garnieren sie mit simplen, aber effektiven Riffs, die nicht selten an SABBATH erinnern, servieren dazu einige wohlige Refrains, die bis auf wenige Ausnahmen (z.B. die beiden flotteren Sahnestücke „The Only One“ und „Walk The Line“) ihren Charme erst nach zwei, drei Durchläufen entfalten und verpacken das Ganze in ein reifes Songwriting-Kostüm. Zwar wird auch auf „Road To Ruin“ mittels klassischer Orgelparts das Old-School-Feeling zusätzlich veranschaulicht, doch diese traditionelle Ader wird eher unterschwellig verarbeitet. Viel traditioneller erscheint da schon die Tatsache, dass ROAD TO RUIN die Songs für sich sprechen lassen und keinen Zirkus veranstalten müssen, um sich qualitativ durchsetzen zu können. Lasst euch die Magie von Songs wie dem tiefgehenden „Pale Rider“, dem dezent groovenden „Face Of An Angel“ oder der Blues-getränkten Wundernummer „Thorn In My Side“ bloß nicht entgehen! Und wenn ich gerade noch davon sprach, dass RIR allein ihr Songmaterial ins Spotlight hieven, dann stimmt das nicht ganz, denn Sänger Matti Alfonzetti sorgt dafür, ein gutes zu einem sehr guten Album zu machen. Der Typ erinnert etwas an DIO, hat aber durchaus Chancen, sich seine Stimmbänder patentieren lassen zu können und vor allem legt er einige grandiose Gesangsharmonien an den Tag, dass es eine wahre Freude ist. Dieses Talent sollte man jedenfalls nicht unterschätzen!
Wer dem klassischen Hard Rock nicht abgeneigt ist und dabei eher die raue statt die glamouröse Variante bevorzugt, sollte durchaus eine Spritztour auf dieser Route wagen, denn am Ende wartet nicht der Ruin, sondern eine Belohnung der angenehmeren Art auf euch.
Besser als LION’S SHARE ist es, was allerdings nicht allzu schwer ist, da selbige ärgerlich einfallslosen AOR-Hard Rock produzieren, wovon wir uns neulich unangenehmerweise überzeugen durften.
Dennoch, gut sind auch RTR nicht. Die Annäherung an Toni Martin misslingt; ich frage mich, warum nun selbiger kopiert werden muss, wo Toni doch selbst schon permanent versucht hat, DIO zu imitieren…
Hoffentlich erreichen RTR die "Road To Ruin" und finden nicht mehr heraus; dann wäre wenigstens auch LION’S SHARE gleich noch mit weg vom Fenster…