Vielversprechend eröffnet das Intro “Tempest” das gleichnamige Debütalbum der deutschen Power/Prog-Formation RISING STORM. Stimmungsvolle, melancholische Akustikgitarren treffen auf flirrende und eingängige, mit atmosphärischen, spannungsaufbauenden Orchesterklängen unterlegte E-Gitarrenmelodien (die in dieser Kombination ein wenig an RAGE erinnern), die von rhythmisch abwechslungsreichen Drums angetrieben werden.
Doch schon der darauffolgende Opener “Shine” macht klar, woran es RISING STORMs “Tempest” trotz zahlreicher Stärken fehlt. Handwerklich machen die Herren ihre Sache mehr als solide und auch die anspruchsvolle Struktur des Songs weiß zu gefallen, denn der Vierer bricht das Standard-Refrain-Strophe-Schema exakt so weit auf, dass der Titel nicht vorhersehbar wird, zugleich aber nicht an Griffigkeit verliert und man den roten Faden nicht verliert. Ebenso positiv fällt auch die Liebe der Band zum Detail auf, denn immer wieder überraschen die Herren mit variablen Rhythmen oder gestalten das Gesamtbild ihres Sounds durch hintergründig eingeflochtene Melodien bunter und vielschichtiger.
Und dennoch will es RISING STORM, insbesondere bei den flotteren Kompositionen, einfach nicht gelingen, den Hörer wirklich zu erreichen. Viele eigentlich sehr gute Parts, die im ersten Moment aufhorchen lassen (z.B. in Songs wie “Of Starving Eagles” oder “The Tool”), können einfach keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und reichen nicht aus, um dazu zu animieren, die Platte wieder und wieder auflegen zu wollen. Dies mag daran liegen, dass RISING STORM die in ihren Titeln zweifelsohne schlummernden Emotionen einfach nicht wirklich entfesseln und auf den Hörer loslassen können, womöglich dadurch bedingt, dass Sänger Karl Bormann (dessen Gesang von Bands wie DREAM THEATER oder ICED EARTH beeinflusst zu sein scheint) seine Sache zwar gut, aber nicht herausragend macht und streckenweise etwas limitiert wirkt. Ebenso anführen lässt sich, dass es den Titeln zumeist auch an wirklich großen Melodien fehlt.
Was die Band aber schließlich doch aus dem qualitativen Durchschnitt heraushievt, sind tatsächlich die Balladen “Dreamwalker” und „Revival“, bei denen der hier nicht gebremst wirkende Gesang überzeugen kann, und die Instrumentale “Tempest” und “The Eagle”, bei denen RISING STORM überraschend frei und ehrlich rüberkommen. Vielleicht würde etwas mehr Epik auch den schnelleren Kompositionen der Band gut tun. Einen Schritt in diese richtige Richtung haben die Herren z.B. bei „Anxiolytic“ auch bereits getan.
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