Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Eine komplette Runderneuerung haben RIOT hinter sich, als die Band am 24.März 1988 zurückkehrt. Es präsentiert sich eine neue Bandbesetzung, wo nur Mastermind Mark Reale im Vergleich zu „Born In America“ am Start ist. Der bisherige Sound von RIOT ging mit den ehemaligen Bandmitgliedern. „Thundersteel“ ist ein US-Metal-Album und gilt als Vorreiter des US-Power-Metal. An den Vocals agiert Tony Moore und RIOT sind zu einem Quartett geschrumpft. Neu am Bass ist der heutige Bassist und Songwriter Don Van Stavern. An den Drums sitzt Bobby Jarzombek, der später bei HALFORD und FATES WARNING seine Visitenkarte abgibt. Geblieben ist die Robbe auf dem Cover, allerdings versteckt hinter Panzern und Fabelwesen.
„Thundersteel“ ist eine Blaupause für den US-Power-Metal
Auch ein neues Label gibt es zu vermelden. Mit CBS ist Reale erneut ein Deal mit einem namhaften Label gelungen. Das Label wird das Investment nicht bereut haben. Vom Hard Rock der fünf Vorgänger-Scheiben ist auf „Thundersteel“ fast nichts mehr zu hören. Der Titeltrack legt los wie die Feuerwehr. Speed und die hohen, ins Kreischen übergehende, Vocals von Moore haben mit dem bisherigen Sound von RIOT keine Gemeinsamkeiten. Die Nummer strahlt eine unbändige Energie aus und beeinflusst viele US-Bands in Sachen Tempo.
Nachschlag? Aber klar, „Fight Or Fall“ drückt ebenfalls auf die Tube und ist ein weiterer Hit auf „Thundersteel“ mit allen Zutaten für einen herausragenden Metal-Track. Ein Stampfer im NWoBHM-Style liefern RIOT mit „Sign Of The Crimson Storm“, wo der Refrain Ohrwurmqualität besitzt. Die Krone der A-Seite nennt sich „Flight Of The Warrior“, ein Streifzug durch Speed- und Thrash-Metal, welcher im Heavy-Metal-Refrain mündet. Der Song ist auch 30 Jahre später ein absoluter Klassiker, der auf keinem RIOT-V-Konzert fehlen darf. Mit „On Wings Of Eagles“ endet das nahezu unglaubliche Hit-Feuerwerk der A-Seite.
Was folgt nach dem Hitfeuerwerk?
Die B-Seite gibt den Instrumenten mehr Freiraum. Das Tempo wird aber nach wie vor hochgehalten und „Johnny’s Back“ knüpft genau da an, wo „On Wings Of Eagles“ aufgehört hat. Akustische Gitarrentöne überraschen die Hörerschaft zum Anfang von „Bloodstreets“. Nach einer knappen Minute gibt es einen Headbanger, der die eine oder andere Drehung und Wendung im Verlauf nimmt und nicht so gradlinig ist, wie die Masse auf „Thundersteel“. Wenn ein Lied schon mit „Run“ anfängt, dann kann das Ding nur schnell sein. Zumindest trifft das auf „Run For Your Life“ zu, das aber im Schatten der A-Seite steht.
Ein Track mit einer Laufzeit von neu Minuten? „Buried Alive (Tell Tale Heart)“ sorgt beim Blick auf die Titellänge bereits für Fragezeichen. Ein circa dreiminütiges Intro eröffnet den progressiven Rock-Metal-Track. Das Teil klingt mehr nach QUEENSRŸCHE als nach dem bisher auf der Scheibe gehörten Material. Der Schlusspunkt des Longplayers liefert einen Vorgriff, wie RIOT auf dem Nachfolger klingen werden.
„Thundersteel“ ist ein Streifzug durch den US-Metal
Kommerziell bleibt „Thundersteel“ hinter den Erwartungen. Platz 150 in den Billboard-Charts ist der Band vergönnt. Ansonsten stehen RIOT im Schatten des Glam Metal und Bands wie DEF LEPPARD, GUNS N‘ ROSES, VAN HALEN oder BON JOVI.
Auch wenn „Buried Alive (Tell Tale Heart)“ nicht zum Rest der Scheibe passt, ist der Langläufer alles andere als schlecht. Nachdem RIOT auf der A-Seite ein wahres Hit-Feuerwerk abbrennen, wird das Quartett auf der B-Seite vielfältiger und zeigt, dass nicht nur Tempo und einfach strukturierte Headbanger das Metier von RIOT sind. Wer sich für US-Metal interessiert, allen voran für US-Power-Metal, findet mit „Thundersteel“ eine Perle der 80er Jahre.
Das eindeutig beste Riot Album mit fast nur genialen Songs