Kein Cover

Rings Of Saturn - Ultu Ulla

Review

Ein Blick aufs Cover reicht, um klarzumachen: Die Deathcore-Aliens sind zurück. Zwischen phosphoreszierenden und sicherlich halluzinogenen Riesenpilzen entzieht der namensgebende Gasplanet dem flüchtigen Äther unter ihm irgendeine, zur kosmischen Säule gebündelte Energieform. Soweit zumindest die zugegebenermaßen freie Rezensenteninterpretation des visuell ausgedrückten Albumkonzeptes hinter „Ultu Ulla“, dem neuen Werk von RINGS OF SATURN aus Dublin (Kalifornien!). Wem der Titel ins Auge springt: alte sumerische Keilschrift für „seit Uhrzeiten“, was sonst?

Das Niveau ist selbstverständlich schwindelerregend hoch

„Alien-Deathcore“ ist natürlich ein catchy Label, das sich hervorragend durch sämtliche Promotionserzeugnisse streuen lässt. Wirklich gerecht wird es der Musik von RINGS OF SATURN 2017 indes nicht (mehr). Über das kosmische Oberthema in den Texten, die tiefer gelegten Gitarren und die in schöner Regelmäßigkeit eingeflochtenen Breakdown-Parts hinaus, passiert auf „Ultu Ulla“ dafür einfach viel zu viel, manifestiert sich der wirklich eigenständige Sound der Truppe doch am ehesten in ihren zahlreichen „Extras“.

Das verbindende Element ist auch auf „Ultu Ulla“ selbstverständlich das schwindelerregend hohe Niveau, auf dem sich RINGS OF SATURN durch Deathcore, technische, progressive und bisweilen melodische Death-Metal-Spielarten zocken. Das Instrumental „The Macrocosm“ ist dabei nur der deutlichste Beweis für die insgesamt gewachsene Melodie-Affinität der Aliens. Über die akustischen, teils klassisch angehauchten Gitarrenintermezzi á THE FACELESS oder auch AUGUST BURNS RED hinaus, erinnert ein Song wie „Parallel Shift“ in seiner Epik nicht nur im Refrain gern einmal an HYPOCRISY. „The Relic“ ist sogar für eine knappe Minute lang DRAGONFORCE-Geschredder in Reinform.

RINGS OF SATURN sprengen die Core-Fesseln – und schwächeln bei der Produktion

Auch die pfeilschnellen Leadgitarren, die an allen Ecken Erinnerungen an OBSCURA und NECROPHAGIST hervorrufen, bringen mittlerweile deutlich mehr Zusammenhalt als Chaos. So manches Thrash-Picking-Riff wird darüber hinaus mit klassischen Harmonien gedoppelt. Ganz allgemein hat man das Gefühl, dass hier bei aller technischen Unantastbarkeit des Gebotenen kein bloßes „showing-off“ praktiziert wird. Refrains und einprägsame Parts werden wiederholt, Fäden wiederaufgenommen. Sicherlich steckt da noch irgendwo Deathcore drin, die Dosis, mit der die Breakdowns die Hochgeschwindigkeitsduelle zwischen Gitarren und Keyboards auflockern, ist jedoch höchst geschmackvoll und bereichernd gewählt.

Ein nicht unerhebliches Manko stellt allerdings einmal mehr die Produktion der Platte dar. Vor allem die Drums könnten steriler und seelenloser kaum klingen. Ein entschlossenes Statement, um die „Studiotrickser“-Unkenrufe ein für allemal verstummen zu lassen, klingt definitiv anders. Äußerst ärgerlich, vor allem angesichts der oben angeführten Fortschritte in Sachen Songwriting.

Insgesamt ist „Ultu Ulla“ aber trotzdem ein enorm vielseitiges, technisch beeindruckendes und bei allem durchaus reflektiertes Album geworden, das sich kein Fan komplexer Extrem-Metal-Spielarten entgehen lassen sollte. Wer sich oberflächlicherweise vom Core-Label abschrecken lässt, der verpasst hier einiges. Mit ihrem ersten Nuclear-Blast-Release werden RINGS OF SATURN ihren steilen Aufstieg ziemlich sicher ähnlich steil fortsetzen. Man kann nur hoffen, dass beim nächsten Album dann auch endlich das Soundbild stimmt.

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21.07.2017

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4 Kommentare zu Rings Of Saturn - Ultu Ulla

  1. sickestbreed sagt:

    Für mich ist das eher „““Nintendo“““core als Aliencore aber insgesamt echt ein gutes und beeindruckendes Album

    8/10
  2. Andreas sagt:

    Kann jetzt erstmal nur für den Song (Clip) sprechen, weitere Eindrücke folgen. Der Song ist für sich genommen richtig gut, technisch klasse, aber der Sound, hoffe das kommt in der Anlage ein wenig anders rüber

    8/10
  3. Hans sagt:

    Bestes Album des bisherigen Jahres für mich. Technisch weiterhin atemberaubend aber mit mehr „System“ dahinter als in den vergangenden drei Alben. 9.5/10 von mir.

    9/10
  4. Wurst sagt:

    Bin da bei Hans!

    9/10