Die MTV-Generation wird sich erinnern: RICKY WARWICKs frühere Ehepartnerin Vanessa trat in den Nächten von Sonntag auf Montag als Moderatorin der Spezialitäten-Sendung „Headbangers Ball“ auf und ließ die Herzen vieler junger Männer schneller schlagen. Auf Ricky war man damals besonders neidisch, denn außerdem konnte er das Amt des Vorsitzenden einer durchaus lässigen Kapelle namens THE ALMIGHTY nachweisen. Der Mann wirkte darüber hinaus bei NEW MODEL ARMY mit und steht aktuell bei der THIN LIZZY-Nachfolge-Band, den BLACK STAR RIDERS am Mikro.
RICKY WARWICK: Der Platzhirsch kehrt zurück
Auch unter dem eigenen Namen veröffentlicht RICKY WARWICK konstant Platten und mit „When Life Was Hard & Fast“ erscheint bereits das achte Werk aus seiner Feder. Auf elf Tracks bietet WARWICK hemdsärmeligen Kneipen-Rock, der als Soundtrack für Schlägereiszenen in teuer produzierten Action-Streifen durchgehen würde. Souverän schmeichelt sich der Titeltrack als Opener sogleich in die Gehörgänge und bietet dabei alles, was man für knappe vier Minuten Spaß benötigt. Eine zum Mitsingen animierende Chorus-Line hier und gefällige Hookline da, fertig ist ein Radio-Song.
Weiter geht es dann auf konsequente Art und Weise. Die Melodien werden immer besser, die Arrangements aber nicht vielfältiger. Man muss sich allerdings fragen, ob ein großes Potpourri aus zu viel Abwechslung überhaupt zielführend wäre. Im Falle von „When Life Was Hard & Fast“ sicherlich nicht.
Zu viel Abwechslung tut nicht gut
Der kernige Rock wird von links nach rechts und von oben nach unten getrieben und damit innerhalb des begrenzten Kosmos sorgfältig auf seine Standfestigkeit hin getestet. „Gunslinger“ ist so ein Song, der sich dem Mainstream-Publikum nicht sofort um den Hals wirft, gleichzeitig aber zu einer der stärksten Nummern auf dem Album gehört. Unter polterndem Tom-Getöse skandiert WARWICK wenig umständlich: „I´m a gunslinger, yeah yeah yeah“.
„Never Corner A Rat“ besitzt neben einem überragenden Titel auch eine rotzig punkige Attitüde, die sofort ins Mark fährt und einen unwillkürlich mit dem Knie wippen lässt. Darauf folgt zwar die unvermeidliche Schnulze „Time Don´t Seem To Matter“, die alleine auf einem G und einem C stehen kann. Im Anschluss geht es aber wieder gewohnt flott zur Sache.
Amerikanische Musik von einem britischen Mann
Die beiden Höhepunkte des Albums kommen zum Schluss: „Clown Of Misery“ ist eine Art Folk-Song, der gekonnt durch ein Plug-In gejagt wurde und damit jeglichen Staub von Pfadfinder-Camps abgeschüttelt hat. Auch gesanglich handelt es sich übrigens um WARWICKs Glanzstück auf „When Life Was Hard & Fast“. Der Closing-Track „You´re My Rock ´n Roll“ wird begleitet von einem hektischen Shuffle-Beat und geht in einem super-sexy Hüftschwinger auf.
Am Ende hat man das Gefühl, gut unterhalten worden zu sein. Mit Sicherheit werden sich Momente finden, in denen man die Platte gerne wieder auf den Teller legt. Zur Regelmäßigkeit wird das aber nicht werden. Dafür hält das Album letztlich zu wenige Überraschungen bereit und wird nach wenigen Durchläufen zur Gewohnheit.
Ich möchte nur kurz anmerken, dass man den Begriff „Machwerk“ korrekterweise immer abwertend für ein minderwertiges Kunstwerk verwendet.
@doktor von pain:
Danke für den Hinweis. Der Lapsus wurde korrigiert.
Schön, dass wir so aufmerksame Leser haben!
Sollte nicht klugscheißerisch sein. Der Fehler wird gerne mal gemacht.