Rick Springfield - Rocket Science

Review

Das Covermotiv von „Rocket Science“ ist zum Schreien komisch und zeigt den Humor von Rick Springfield (siehe hierzu auch „Working Class Dog“ und „Success Hasn’t Spoiled Me Yet“). Passenderweise ist der musikalische Inhalt nach dem eher düsteren Grundton der letzten Werke ebenfalls wieder fröhlicher geraten. Gleich beim Opener „Light This Party Up“ ist der Titel Programm und lässt geschmeidig die Hütte wackeln. Leider nicht einmal zweieinhalb Minuten lang. Schade, aber dafür geht es hier 45 Minuten lang Schlag auf Schlag.

Mancher mag sich daran stören, dass Rick Springfield in einige Lieder Country-Elemente eingearbeitet hat und bemängeln, „Rocket Science“ sei nicht rockig genug. Doch es kann Entwarnung gegeben werden: Nicht einmal „Earth To Angel“, in dem diese Einflüsse mit dominierender Fiddle am stärksten zutage treten, kann insgesamt betrachtet als Country bezeichnet werden. Ich sehe diese große Bandbreite positiv und erfreue mich an noch mehr winzigen Details, die genauso wie Springfields absolut einmaliger Gesangsstil regelrecht süchtig machen können.

Aber vor allem schreibt der ewig junge Sonnyboy auch mit 66 Jahren nach wie vor starke, ideenreiche Songs. Wenn er mal ein Ohoho oder Uhuhu einbaut, hat man nicht das Gefühl, dass ihm an der Stelle nichts Besseres eingefallen ist, sondern vielmehr, dass es genauso sein muss. Das unaufhörlich vorwärts treibende, aufputschende „All Hands On Deck“ würde ohne seine Nanana-Gangshouts gar nicht funktionieren! Weiterhin begeistern „We Connect“ mit seinem tollen Beat und Hooklines satt, sowie die angenehm unaufgeregte Ballade „Let Me In“, die einem einfach gut tut.

Den Höhepunkt von „Rocket Science“ bildet jedoch das Triple „The Best Damn Thing“, „Miss Mayhem“ und „Pay It Forward“. Jedes Stück für sich ist ein kleines Juwel, und jedes funkelt und blitzt anders.

„Rocket Science“ ist leichtfüßig, perfekt und doch voller Leidenschaft, wie es nur Amerikaner beherrschen. Dass der in Kalifornien lebende Rick Springfield in Australien geboren und in England aufgewachsen ist, lassen wir hier mal außer acht, zumal er mittlerweile amerikanischer Staatsbürger ist. Der Schwung und Esprit der 13 Songs macht diese Platte zum perfekten (schon wieder!) Soundtrack für den Frühling, den Sommer und zum Vertreiben trüber Gedanken allgemein.

Na, Blut geleckt? Dann empfehle ich entweder eine Springfield-Live-Platte oder aus der langen Reihe der 17 Studio-Vorgänger „Rock Of Life“. Ricks 1988er Meisterwerk wurde erst 2014 wiederveröffentlicht und gehört mit den Krachern „World Start Turning“, „Tear It All Down“ und dem herrlich sarkastischen „Honeymoon In Beirut“ („We got troops in the bed and tanks in the hall“ – Hell yes! Das nenne ich mal Flitterwochen!) zum Besten, was in der Schnittmenge von Pop und Rock je erschaffen wurde.

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07.03.2016

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