Richard Christ - Richard Christ

Review

Mit ihrem Projekt RICHARD CHRIST wollten sie sich von den Restriktionen befreien, die eine Tribute-Band mit sich bringt – so sagt es jedenfalls der Promoschrieb. Selbst wenn man nicht wüsste, wem da eigentlich Tribut gezollt wurde, wird dies umso klarer, sobald man die ersten Takte des Albums gehört und die Fotos im Booklet begutachtet hat.
Das jahrelange Spielen als MARILYN MANSON Tribute-Band (verrat‘ mir bitte an dieser Stelle nochmal jemand, wozu man eigentlich Tribute-Bands braucht) scheint den drei Herren um Richard Christ dann allerdings doch so sehr gefallen zu haben, dass man sich nicht allzuweit vom Vorbild wegbewegt. Um ehrlich zu sein, die Unterschiede sind höchstens mit einer Pinzette greifbar.

Das selbstbetitelte Debütalbum der Italiener bietet jedenfalls genau die Sorte eingängigen Industrial- und Glam Rock, angereichert mit ein paar Prisen Electro und Gothic, die man vom ‚Schockrocker‘ aus Florida kennt. Die Art und Weise der Kompositionen schielt ganz klar auf die „Mechanical Animals“-Ära ab, dazu kommt das passende, knallbunte, schräge Outfit mit der obligatorischen Federboa und Richards heiser-krächzende Phrasierung seines Gesangs, ganz wie Mr Warner. Besungen werden bekannte Themen wie Sex, Drogen, Rock’n’Roll, die allgemeine Fuck-you-Attitüde, und sogar für melancholische Töne bleibt ein bißchen Zeit. Bis hin zu den Tattoos (!) wird hier dem Idol nachgeeifert.

Zugegeben, die Parallelen und Einflüsse schimmern in jeder Sekunde und auf jedem Quadratzentimeter des Artworks durch, aber RICHARD CHRIST kriegen dennoch die Kurve. Denn trotz aller Ähnlichkeiten schaffen sie es, ihren Songs einen Hauch Eigenständigkeit und Individualität zu verpassen. „An American Christ“, „Fashion God“, „Space Glamour“ und „Neodux“ sind jedenfalls hörenswerte Beispiele, mit denen die Band die Fähigkeit zur Variation beweist. Damit die teilweise deftigen Rocknummern auch richtig krachen, hat man Victor Love von den DOPE STARS in den Subsound Studios an die Regler gelassen. Dort kamen schon einige überzeugende Werke her, und auch hier wurde wirklich saubere Arbeit abgeliefert.

Es gibt sogar einen Coversong zu hören, der aber irgendwie verständlicherweise nicht von MANSON kommt, sondern von BLONDIE: „Call Me“. Kein bloßes Cover, sondern eine echte Interpretation mit eigenem Profil.
Wenn man jahrelang die Songs seiner musikalischen Idole spielt, färbt das natürlich auf die eigenen Kompositionen ab. Was RICHARD CHRIST hier vorlegen, sind vermutlich die Kondensate kreativer Ergüsse, die sich allmählich zu einer eigenen Handschrift formen. Ansätze dafür sind auf dem Album zu hören, ebenso das reichlich vorhandene Potential. Wenn die Band also weiter an ihrem Stil feilt, dann wird es ihr auf den Folgewerken auch gelingen, sich deutlicher von der MANSON-Schablone abzuheben und ein eigenes Gesicht zu erarbeiten – sofern es das ist, was die Italiener im Sinn haben.

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25.02.2009

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