Ribozyme sind, wie die Chemiker unter uns sicher wissen, Moleküle der Ribonucleinsäure, die, Enzymen gleich, als Katalysator wirken. Aber eigentlich sind RIBOZYME noch viel mehr: Eine finnische Band, wenn man dem Label Glauben schenken darf, sogar eine Sensation. In ihrer norwegischen Heimat einem großen Publikum bekannt und fast und so weiter, und so fort. Das ist für die Jungs zwar schön, für mich aber recht uninteressant, da, wovon ich ausgehe, die Band hierzulande kaum jemand kennen wird. Nun schwingt die Band sich auf, auch international bekannt zu werden – mal sehen, was am heimatlichen Erfolg der Band so dran ist.
Eines fällt gleich beim Anhören von „Becoming What You’re After“ – seines Zeichens Opener des Albums – positiv auf: Die Produktion ist wirklich gelungen. Der Sound ist klar und transparent, nicht zu lasch und hat zudem Charme. In dieses angenehme Soundgewand gekleidet präsentiert das Album „Blacklist Mercy“ sich als solide Alternativescheibe, die ab und an Streifzüge in Gebiete des (New) Metals und Gothics unternimmt. Große Teile der Platte dominiert gitarrenlastiger Rock mit viel Groove, der andere Teil gehört ganz den leisen Tönen, den sanften Seiten und der balladesken Langsamkeit. Fetzig und treibend zeigen RIBOZYME sich z.B. im ersten Stück „Becoming What You’re After“, auch innerhalb des Songs geht es variabel zu. Gitarrenriffs, die eher im Metal anzusiedeln sind, wechseln sich mit ruhigen Passagen, untermalt von klaren Vocals, die mal butterweich, mal als kratziges Schreien daherkommen. Ein charmantes Timbre hat der Frontmann der Band auf alle Fälle, das kann man ihm nicht absprechen. Auch die Laut-Leise-Dynamik – der Wechsel sanfter und härterer Parts – ist zweckdienlich, allerdings nicht wirklich überraschend eigenständig und leider auch nicht so fesselnd, wie die Band sich das wohl gedacht hatte.
Geht es ganze Stücke lang ruhiger zu, lässt die Band die Gitarre auch mal in der Ecke stehen und verlegt sich auf melodische Pianoklänge. Bei „Acceleration Atheist“ gelingt das zu weiten Teilen wirklich gut – einfach ein schönes Stück, das gen Ende zunehmend mit sphärischen Elektroklängen garniert wird. Dass das ruhig-ambientale auch noch hinten losgehen und in Langeweile umschlagen kann, zeigt die Platte allerdings auch: Das Titelstück „Blacklist Mercy“ darf nach einem mal Hören übersprungen werden, da es kaum mehr als Ödnis bietet. Dass das auch besser geht, zeigen RIBOSYME am Ende der Platte mit dem längsten Song „The Last Patrol“. Der zeigt sich anfangs auch sehr still, baut dabei aber eine subtile Spannung und Atmosphäre auf. Glücklicherweise begehen die Jungs dieses Mal nicht den Fehler, eine langweilige Schmalzballade aufzutischen, vielmehr leitet der ruhige Anfang nur in den Song ein. Der selbst bietet dann extrem coole Leadgitarrenläufe, mitreißende Soli, eine Menge Variation und viel gute Laune gemixt mit hörbarer Spielfreude. Wenn jeder Song des Albums so gelungen wäre, hätten RIBOZYME es glatt zu einem Tipp der Redaktion gebracht; leider sticht „The Last Patrol“ allerdings eindeutig hervor.
Zurück bleibt ein gemischter Eindruck; zugute halten lassen sich „Blacklist Mercy“ eine passende Produktion, einige stimmungsvolle Momente, teilweise spürbares Gefühl und viele nette Ideen. Die Kehrseite der Medaille: über lange Strecken langweilige Songs, keine Innovation und nicht über die volle Länge überzeugend. Wer frischen Alternativerock mit einigen genrefremden Verfeinerungen und teilweise nettem Groove schätzt, der sollte sich das Album durchaus einmal anhören, Freunde rockiger Balladen dürften an „Blacklist Mercy“ ebenfalls ihre Freude haben.
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