Die Postcore-Formation RHYE ging Anfang 2011 aus der Berliner Band MORIBUND REVERIE hervor und vereint fünf Musiker verschiedenster Genres wie Metal, Punk und Jazz. Die unterschiedlichen musikalischen Hintergründe der einzelnen Bandmitglieder schlagen sich nun in der Debüt-EP des Quintetts nieder: serviert wird sperriger und komplexer Metal mit merklichem Progressive-Einschlag. Stilistische Wegbegleiter der Berliner sind Bands wie TOUCHE AMORE, THIS WILL DESTROY YOU oder auch die frühen THE OCEAN – wobei diese Aufzählung der Vielseitigkeit der Berliner sicher nicht gerecht wird.
In den vier Songs, von denen alle die Fünf-Minuten-Marke überschreiten, gibt es jedenfalls eine Menge zu entdecken: brachiale Sludge-Riffs, heißeres Gebrüll, jazzig-schräge Hooks und zwischendurch immer wieder Passagen, bei denen sich das Quintett fast gänzlich zurücknimmt. Diese melancholisch-verhaltenen Momente funktionieren gut mit den teilweise wild anmutenden Ausbrüchen in Songs wie “Aphelion“ oder “Land Of Oblivion“. Außerdem setzen RHYE an vielen Stellen cleane Vocals ein, um die Sound-Vielfalt zu erweitern. Allerdings dürften die Berliner damit nicht bei jedem offene Türen einrennen – für meinen persönlichen Geschmack wirkt der leicht entrückte Klargesang hier und da gekünstelt.
Ein weiterer Schwachpunkt der Platte ist sicherlich die etwas hölzern-unausgewogene Abmischung. Gut – man hat sich schon durch Hunderte deutlich schlechtere Eigenproduktionen gequält, dennoch hätte ein druckvollerer und ausgewogener Sound der EP sicher gut zu Gesicht gestanden.
Fazit: RHYE lassen auf ihrem Debüt ein großes Potenzial erkennen und verfallen glücklicherweise nicht in schnöden Genre-Abklatsch. Das Berliner Kollektiv hat Ecken und Kanten – und beweist mit dem aktuellen Release das notwendige Maß an Eigenständigkeit. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs in Zukunft die notwendige Unterstützung eines Labels erfahren und die Energie aufbringen, ihre musikalischen Visionen in einem professionelleren Kontext weiterzuverfolgen.
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