RHINE aus den USA liefern mit „An Outsider“ ihr zweites Album ab. Hinter diesem Projekt steht Gabriel Tachell, der das Debüt „Duality“ von 2011 im Alleingang aufnahm und nunmehr mit einer vollständigen Band antritt, um dem europäischen Metal im Allgemeinen, dem skandiavsichen Metal im Besonderen Tribut zu zollen. Ein Schiff aus Seattle in fremdem Gewässern, wenn man so möchte.
Das, aber auch die Art, wie die Musik sich windet und wie sie fließt, soll nach eigenen Angaben durch den Namen RHINE suggeriert werden. Und genau das bietet Tachell auch. Sein Schiff „An Outsider“ fährt auf dem Rhein entlang, während vordergründig die „Vertebrae„-ENSLAVED („Dreaming Of Death“ ist ein guter Anhaltspunkt) und die „Ghost Reveries„-OPETH (vor allem der Titeltrack) immer wieder die Segel des US-Amerikaners aufblähen. In voller Fahrt segelt das Schiff so im Zickzack-Kurs zwischen ruhigeren, atmosphärischen Gewässern und aggressiven Wogen hin und her. Durch die geografische Begebenheit des Flusses hat die Musik selbstredend auch eine handvoll teutonischer Einflüsse abbekommen, die sich in den härteren, zum Teil thrashigen Passagen zeigen, sich wahlweise aber auch in Vikinger-Chören offenbaren, die in deutscher (!) Sprache von ihren Schlachten singen – und das noch nicht mal schlecht („P.R.E.Y“).
Die Produktion ist rau, was den härteren Ausbrüchen von „An Outsider“ wunderbar in die Karten spielt, allerdings lässt sie in den verträumten Passagen nichts an Wärme missen. Auch dahingehend zeigen RHINE eine vorbildliche Leistung.
In Turbulenzen gerät der Kutter eigentlich nur gegen Ende der 70-minütigen Fahrt, wenn RHINE bei „Into The Unknown“ nach einem stimmungsvollen, orientalisch beeinflussten Intro plötzlich einen Sturzflug in Richtung Cheesiness hinlegen. Angehörs Tachells bescheidenen Versuches, Falsett zu singen, darf man schon mal verschreckt und mit verkniffener Miene zusammenzucken, denn das tut schon ein wenig in den Ohren weh. Und wenn dann das kurze Tröten-Intermezzo wie ein karnevalistischer Tusch den gerade erst richtig in Fahrt gekommenen Song jäh unterbricht, dann ist es vorbei mit der Integrität von „An Outsider“. Erstaunlich, wie ein einzelner, alberener Song ein Album derart herunterreißen kann.
Lässt man diesen kleinen Navigationsfehler außer Acht, so bleibt mit „An Outsider“ trotz allem ein schönes, progressives Album übrig, das die Abenteuerlichkeit einer ruppigen Seefahrt auf dem RHINE innehat.
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