RHAPSODY OF FIRE mussten seit Anbeginn ihrer Karriere, als ihr Bandname lediglich aus dem ersten Teil bestand, gegen den erbitterten Widerstand der True-Fraktion ankämpfen, die ihrem symphonischen und zugegebenermaßen auch kitschigen Hollywood-Metal-Sound nichts abgewinnen konnte. Gleichzeitig aber konnte niemand die Einzigartigkeit der Italiener in Frage stellen, die von allen in den späten Neunzigern am Horizont auftauchenden Bombast-Bands ihre Vorstellung von grazilem, majestätischen und cineastischen Kawumms am konsequentesten Umsetzen. Nach Namens- und Vertragsstreitereien scheint die Band wieder zu voller Kraft zurückgefunden zu haben, und nach dem letztjährigen „Frozen Tears Of Angels“ steht mit „From Chaos To Eternity“ bereits ein neuer Longplayer ins Haus.
Auffällig ist, dass die Band ihre Ankündigung wahr gemacht und dem Rockanteil wieder wesentlich mehr Platz eingeräumt hat. Die Gitarren und die strukturierten Songaufbauten bilden das Grundgerüst der äußerst abwechslungsreichen Nummern, die neue Scheibe schlägt gekonnt die Brücke zwischen den alten, episch-melodischen Alben und den neueren, etwas anspruchsvolleren und weniger schnell durchschaubaren. Sänger Fabio Lione überrascht mit einer großen Bandbreite und macht sowohl bei den klassischen, fast opernartigen Augenblicken eine gute Figur, wie auch in den Momenten, wenn die Band auf einmal Black/Folk-Metal-artige Wuchtbrummen auf die Menschheit loslässt. „Aeons Of Raging Darkness“ nimmt all denjenigen den Wind aus den Segeln, die RHAPSOY OF FIRE seit jeher die Metal-Schublade absprechen wollen, während die auf italienisch gesungene Ballade „Anima Pertuda“ auch den weichsten Romantiker zum Zungenschnalzen bringen wird. Überhaupt wirkt gerade die Tatsache, dass sich Luca Turilli und Co. dazu entschlossen haben, ihre Muttersprache wieder öfter zum Einsatz zu bringen, sehr wohl überlegt: „From Chaos To Eternity“ enthält dadurch eine ehrliche exotische Note, die sich in Einheit mit dem barock-beeinflussten Orchester als reizvolles Stilelement präsentiert. Überhaupt wirken RHAPSODY OF FIRE heute irgendwie noch ernstzunehmender als früher. Die kitschtriefenden Mitsingmelodien sind einem sehr bodenständigen Ansatz gewichen, dank dem man sich, und das auch hat auch der große Klassiker „Symphony Of Enachanted Lands“ nicht zu bieten, Teilen der Musik sogar wie einem großen Gemälde nähern kann. Die musikalische Kunst der Jahrhunderte, eingebettet in mitreißende und stimmungsvolle Rocksongs – RHAPSODY OF FIRE sind auch ein Stück weit erwachsen und intellektuell geworden.
Das abschließende 20 Minuten-Epos „Heroes Of The Waterfall’s Kingdom“ ist dafür das beste Beispiel: Wieder einmal mit Hilfe der legendären Stimme von Christopher Lee präsentiert uns die Band hier einen Überblick über ihr Spektrum, definiert erneut „Hollywood Film Score Metal“ als ihre ureigene Erfindung und spielt sich mit Gitarre, Gesang, Chören, Orchester und beißender Dramatik durch Horror-, Bombast-, Fantasy- und Science Fiction-Filme. Beim Finale hat man den monumentalen Abspann vor Augen, nachdem man sich zuvor durch düstere, aber malerische Landschaften im „Herr der Ringe“-Stil gekämpft hat.
„From Chaos To Eternity“ ist, so viel sei noch als Fazit festgehalten, überaus gelungen, wirkt trotz aller Verspieltheit tatsächlich stimmig, unterhält gut und bietet Freunden von exzessivem Breitwand-Kino genügend Momente, um sich der Band vielleicht auch dann nochmal zu nähern, wenn man von Drachen, Elfen und Schwertern eher wenig hält. Lasst euch vom leider arg klischeehaften Cover nicht abschrecken: RHAPSODY OF FIRE 2011 sind ihrer selbst verliehenen Definition so nahe, wie lange nicht mehr. Respekt.
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