Fast zum alten Eisen des deutschen Thrash Metal gehören REZET aus Schleswig-Holstein. 2024 feiert das Quartett bereits ein 20. Bandgeburtstag. Passend dazu gibt es neuen Stoff von Ricky Wagner und seinen Mitstreitern. Der sechste Longplayer nennt sich schlicht und einfach „Rezet“.
REZET feiern ihren 20. Bandgeburtstag
Drei Jahre und eine Pandemie sind zwischen „Truth In Between“ und „Rezet“ verstrichen. Dazwischen spielten REZET bei der Dokumentation „Total Thrash – The Teutonic Story“ mit und lieferten die EP „New World Murder“. Zum Ende des Sommers 2024 nun das selbstbetitelte Album.
Es hat sich einiges verändert im Vergleich zu „Truth In Between“. Mit Lorenz Kandolf (TRAITOR) gibt es einen neuen Bassisten. Wie und wo Bandchef Ricky Wagner den ehemaligen AGENT-STEEL-Gitarristen Nikolay Atanasov ausgebuddelt hat, schildert er uns ausführlich im Interview. Was hat uns das Quartett an neuer Musik kredenzt?
Nach dem Intro geht es mit „Time To Die“ lyrisch düster und musikalisch schnell zur Sache. Irgendwo zwischen Speed und Thrash gibt es ordentlich auf die 12. In diesem Takt geht es mit „Unholy Grail“ oder „Duck & Cover“ weiter, wo aber zum Tempo immer eine gute Prise Melodie und klassischer Metal beigefügt wird.
Songs mit einer Laufzeit von knapp sechs Minuten sind im Thrash Metal selten. REZET scheren sich nicht drum und bleiben facettenreich. „Together Apart“ ist ein gutes Beispiel, wie aus einer energiegeladenen Scheibe eine abwechslungsreiche Scheibe wird. Balladesker Einstieg, wo sich Wagner gesanglich ganz anders präsentiert als bei den vorherigen Nummern. Nach circa 100 Sekunden erfolgt ein erster Ausbruch, der sich nach circa 180 Sekunden wiederholt. Die Halbballade erinnert teilweise an „Forgotten Memories“ von den EVIL INVADERS.
Wem das zu langsam ist, bekommt mit „Prisoner Of Fate“ und „Killing Spree“ Nachschub. REZET haben aber noch ganz andere Töne drauf und schieben mit „Atmosfear“ ein ungewöhnliches Stück Musik mit einer speziellen Atmosphäre und Melodieführung ein. Teilweise erinnert das Ding an Sachen von zum Beispiel FLOTSAM AND JETSAM und einem Mix aus progressiven Thrash und Heavy Metal. Die Thrasher werden vermutlich mit der Stirn runzeln.
Steve „Lips“ Kudlow von ANVIL unterstützt bei „True As Lies“. Lips und REZET kreieren Speed Metal mit einer angenehmen 80er Jahre Attitüde. Über den Heavy-Metal-angehauchten Nackenbrecher „World War Z“ dreht sich „Rezet“ mit „Into The Abyss“ über knapp sechs Minuten dem Ende entgegen. REZET können auch längere Tracks mit Tempo. „Into The Abyss“ knüpft an seinen Vorgänger an, streuet aber eine Art akustisches Interlude mit ein, bevor es mit Speed Metal zu Ende geht.
Die Stärken liegen in den unterschiedlichen Facetten
Wer seinen Thrash nur geradeaus und mitten ins Gesicht haben möchte, der ist, war und wird wahrscheinlich auch zukünftig bei REZET an der falschen Adresse sein. Ricky Wagner und seine Mannen liefern Hochgeschwindigkeit, Ballade, progressive Einflüsse und klassischen Heavy Metal. Die Diversität von „Rezet“ macht den Dreher interessant für Fans, die auf Tempo, aber nicht nur auf gradlinigen Haudrauf stehen.
Das unorthodoxe „Atmosfear“ ragt heraus, gefolgt vom Abschluss „Into The Abyss“ und „Together Apart“. Ähnlich wie die EVIL INVADERS mit ihrer LP „Shattering Reflection“, stehen REZET für ideenreichen und schnellen Metal. Es ist nicht erforderlich FLOTSAM AND JETSAM-Fan zu sein, um mit „Rezet“ seine Freude zu haben. Ein Blick über den Thrash-Tellerrand ist aber notwendig.
Kommentare
Sag Deine Meinung!