Revolting - Visages of the Unspeakable
Patrick Olbrich
Als eines der besseren Projekte der schwedischen Arbeitsbiene Rogga Johansson drohte REVOLTING nach der vierten Platte “Hymns Of Ghastly Horror“ ein wenig der Ausverkauf. Das Konzept wirkte etwas überholt und die Songs nicht mehr so ausgereift wie noch zuvor. Wem will man das verdenken, wenn man innerhalb eines Jahres bei dutzenden Alben federführend ist und sich stilistisch doch weitgehend einschränkt. Rogga ist eben ein Old-Schooler und wird zweifellos auch immer einer bleiben – dafür kann man die Hand getrost ins Feuer legen. Positiv erscheint in jedem Fall, dass er mit “Visages Of The Unspeakable“ zumindest an dieser Baustelle die Kurve wieder halbwegs bekommen hat.
Noch immer gewinnt er mit seinem klassischen Schwedentod sicherlich keinen Innovationspreis, doch das fünfte Album von REVOLTING geht entschieden besser ins Ohr als noch der Vorgänger. Das liegt im Wesentlichen daran, dass die DISMEMBERschen Anleihen, von denen dieses Projekt maßgeblich zehrt, wieder durch Mark und Bein gehen und tolle melodische Ausschweife entstehen lassen, die in dieser Form nicht überall zu hören sind. Dafür hat Johansson offenbar schlicht ein gutes Händchen, denn in den besten Momenten erinnert die Scheibe durchaus an Meisterstücke wie “Time Heals Nothing“ aus dem 06er-Album “The God That Never Was“.
Darüber hinaus agieren REVOLTING typisch und gewollt eingestaubt. Ob das nun die letztlich doch recht vorhersehbaren und simplen Songstrukturen, die grundsätzliche Experimentierabneigung oder die für heutige Verhältnisse gerade noch so gängige Produktion, die übrigens bestens ins Gesamtbild passt, angeht, die Schweden sind fraglos auf alte Idole getrimmt, erledigen diese Aufgabe aber authentisch und erfahren. Besonders cool ist übrigens das als 8-Bit-Version beginnende “Riddled With Worms“, das sich nachfolgend zu einem charakteristischen Elchbrecher entwickelt.
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