Revocation - Chaos Of Forms

Review

Stagnation ist von REVOCATION aus Boston vermutlich nie zu erwarten. Nach dem für mich außerordentlich starken “Empire Of The Obscene“ folgte mit “Existence Is Futile“ eine weitere Scheibe, die mit der Zeit wächst, die zuerst ein wenig Wasser, in Form von möglichst langer Hördauer benötigt, bevor sie als wunderbare Rose aus dem heimischen Plattenschrank erstrahlt. Was hingegen sofort beeindruckt hat, waren die instrumentalen Fähigkeiten der drei Hauptakteure, die während einer guten Dreiviertelstunde Spielzeit mehr haben passieren lassen, als der Komponist eines umfangreichen Musicals. Mit Dan Gargiulo haben sich die Amerikaner einen weiteren Saitentänzer mit ins Boot geholt, der auf dem Neualbum “Choas Of Forms“ einmal mehr für musikalische Virtuosität sorgen soll.

In der Tat setzt sich deren Hauptattribut, fast schon deren Trademark, auch auf dem dritten Album der Band nahtlos fort. Es ist schlichtweg beeindruckend, mit welchem Selbstverständnis die Gitarrenfraktion schwirrende Achterbahnfahrten, waghalsige Rhythmen und herrliche Verschleierungen perfektioniert und zum Besten gibt. Dabei offenbaren REVOCATION nach wie vor einen riesigen Pool an spielerischer Kreativität, aus denen sich zunächst die Saiten bedienen und zweifellos den Ton angeben. Das wahrhaftig genial traktierte Schlagwerk untermauert diesen Status lediglich, woraufhin sich einzig und allein am Gesang eventuell die Geister scheiden werden.

Dieser klingt für mich in seiner variablen (schließlich sind gleich drei Akteure für die Stimmgewalt verantwortlich) Auftrittsweise zumindest etwas gewöhnungsbedürftig. Für mich gilt das allerdings eher als positiver Aspekt, denn so etwas ist mir noch immer lieber, als der drölfzigste maskierte Retter. Was allerdings in meinen Ohren das bereits recht gute “Existence Is Futile“ von dem diesmal wirklich starken “Chaos Of Forms“ unterscheidet, ist die Verwendung von griffigen Songstrukturen und packenden Hooklines, was auf dem Vorgänger nicht immer der Fall war. Die vielen Experimente, wie etwa ein reichlich coriger Breakdown (“Reprogrammed“) oder ein Stück mit schwarzmetallisch anmutender Instrumentierung (“Conjuring The Cataclysm“), passen diesmal entschieden besser in den Gesamteindruck hinein. Damit gelingt REVOCATION ein sehr starkes, technisch anspruchsvolles Thrash-Album, das sich einerseits erfrischend von der Masse abhebt, andererseits aber auch bestens ins Ohr geht.

31.08.2011
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