Revel In Flesh - The Hour Of The Avenger

Review

REVEL IN FLESH muss man ganz sicher nicht mehr extra vorstellen, die Jungs haben sich innerhalb von nur acht Jahren den Status einer Institution des deutschen Death Metal redlich erarbeitet. Und womit? Mit absolutem Recht, denn die Truppe wird einfach immer besser und besser bis zum derzeitigen (!) Höhepunkt „The Hour Of The Avenger“.

Fett, fetter, der Rächer!

Die Entwicklung hin zu immer mehr Melodien hatte sich ja auf den letzten Scheiben schon angedeutet, das kommt jetzt nicht so überraschend. Doch das REVEL IN FLESH mit diesem Feuerwerk HYPOCRISY und Konsorten so dermaßen dicht auf die Pelle rücken, konnte man jetzt nicht zwangsläufig erwarten. Es regiert eine beängstigende Präzision, die Melodien sind scharf wie Sägen. Und was einem sofort auffällt, auch der Gesang hat nochmals an Qualität zugelegt. Die Growls sind noch kräftiger und die Screams noch einen Zacken giftiger. Generell ist alles noch fetter und unheimlich ausgefeilt. Harmonien zum Niederknien gibt es hier nicht häppchenweise, sondern im Akkord. REVEL IN FLESH feuern mit Ideen nur so um sich, herrlich!

Erneut zünden die Jungs mit dem Titelsong gleich mal ein mächtiges Feuerwerk. Damit liegt die Marschrichtung sofort unmissverständlich fest: Fett, fetter, der Rächer! Wenn das die Stunde dieses Herrn ist, dann kann er gerne mit voller Wucht zuschlagen, kein Problem. Die Band fokussiert sich mal wieder auf zwei Arten von Songs.

Die krachenden Brecher

Dazu gehören das leicht düstere „My Trial“ und der Nackenbrecher „Deathblow“, da sieht man die Matten schon fröhlich im Pit fliegen. Und ein Song mit dem Titel „Pervitin Speed Kill“ muss natürlich donnern, und Hölle ja, das tut der natürlich auch. Nicht nur, aber überwiegend, und Ralf packt wieder einige mächtig fiese Schreie aus. Auch „Skull Sacrifice“ ist dann nochmal so ein urtypischer REVEL-Smasher.

Die epischen Hymnen

Diese Schiene fahren REVEL IN FLESH noch öfters auf dieser Scheibe, und es passt 1a. So fallen „Blood Oath“, „Sky Burial“ (bereits bekannt von der Split mit TEMPLE OF VOID) und „The Wayfarer“ zu 100% in diese Kategorie „Midtempo, düster und leicht melancholisch“. Alle drei sind typische REVEL-Stampfer, die erkennst du sofort, die können nur von dieser Kapelle kommen. Sowas nennt man dann wohl Qualitätsmerkmal. Davon träumt man doch als Band, das man nach nur wenigen Takten erkannt wird. Und „The Nightbreed“ ist schließlich noch ein richtiges kleines Epos zum Abschluss, genial. Also Mr. Tägtgren aufgepasst, tonnenschwere Midtempo-Death-Metal-Hymnen schreiben ist nicht mehr nur deine Domäne, da sitzt dir die Konkurrenz durchaus dicht im Nacken.

REVEL IN FLESH auf ihrem bisherigen Höhepunkt

Etwas aus der Reihe tanzt eigentlich nur der EDGE OF SANITY-Rocker „The Nihilistic Nothingness“. Der unterscheidet sich schon vom restlichen Material, bringt aber eine rotzcoole Facette auf den Silberling. Und wenn der langjährige Partner Dan Swanö mal wieder an den Reglern sitzt, dann kann man dem Meister auch durchaus mal huldigen. „Rock Out“ ist zu guter Letzt noch die Verbeugung vor Lemmy, wird sicher der neue Live-Rausschmeißer. Ein typischer MOTÖRHEAD-Rocker, bestens REVELisiert. Wenn dann kein eigener Song mehr auf die Setlist passt, der hier geht noch.

REVEL IN FLESH haben sich im Laufe der Jahre ihren ganz eigenen Signature-Sound erspielt, ein viel größeres Kompliment kann man einem Musiker vermutlich kaum machen. Und das hier ist der Höhepunkt. Bis dato, wohlgemerkt, denn das Ende der Fahnenstange ist vermutlich noch nicht mal erreicht. Wenn „Emissary Of All Plagues“ eine glatte 9 war, dann ist das hier eine 9,4. Der Sprung in allerhöchste Weihen steht also unmittelbar bevor. Alles ist nach wie vor unverkennbar REVEL IN FLESH, aber gewisse Stellschrauben hat man nochmals justiert. Mit dieser Scheibe decken die Jungs ihr ureigenes Spektrum zur Gänze und Breite ab.

Die Krone aufs Exempel

Doch bei aller Ursachenforschung kommt man doch immer wieder zu der Frage: Warum ist diese Scheibe so verdammt stark geworden, was ist das Geheimnis? Vermutlich gibt es gar keins. Offensichtlich hat jeder in der Band einfach „nur“ mächtig rangeklotzt und nochmal einen spürbaren Schritt nach vorne gemacht. Und gemeinsam hat man dann diesen feinen fetten Brocken geschrieben.

Wenn die Welt bis dahin nicht untergeht, werden REVEL IN FLESH nächstes Jahr das Party San mächtig verzaubern, jede Wette. Und niemand, der mit melodischem Death Metal auch nur ein kleines bisschen was anfangen kann, kommt an „The Hour Of The Avenger“ vorbei, keine Chance. Ein bockstarkes Album ohne erkennbare Schwächen, aber diese Jungs sind noch lange nicht am Höhepunkt angekommen, da geht noch mehr. Die Messlatte in der jüngeren Historie dieses Genres liegt nun auf jeden Fall ein Stück höher. REVEL IN FLESH setzen einem ganz gewiss alles andere als schwachen Death-Metal-Jahr 2019 ein herrlich glänzendes Krönchen auf.

 

27.11.2019
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