Revel In Flesh - Emissary Of All Plagues

Review

Galerie mit 19 Bildern: Revel In Flesh - Night Of The Deathkult 2023 in Osnabrück

Wenn eines der deutschen Death-Metal-Flaggschiffe ein neues Album veröffentlicht, dann setzen wir natürlich auch gerne mal ein Special auf. Und für „Emissary Of All Plagues“, den vierten abendfüllenden Kracher von REVEL IN FLESH, lohnt sich das allemal. Denn wer in den gerade mal fünf Jahren seit der Bandgründung vier gute bis sehr gute Scheiben veröffentlicht, hat unsere Aufmerksamkeit absolut verdient. Daher haben wir uns mit Fronter Haubersson verabredet und sind ganz einfach mal Song für Song durchgegangen.

1. Emissary Of All Plagues

Nach einem kurzen Intro bricht das Inferno los und REVEL IN FLESH wildern fast schon ein bisschen in Black Metal Gefilden. Erinnert irgendwie an BELPHEGOR, ist also megafett und hochmelodisch. Man pendelt ganz geschickt zwischen Midtempo und gelegentlichen Blasts hin und her. Bei den Jungs ist also zunächst mal zum Glück fast alles beim Alten geblieben und es gilt auch weiterhin die Formel: Titelsong = Knallersong!

Grüß dich Haubersson! Eine Scheibe mal ganz dezent eröffnen könnt ihr gar nicht, oder? Bei euch muss es immer gleich mächtig knallen.

Servus Christian und metal.de-Leserschaft! Es ist schön, wieder hier mit REVEL IN FLESH vertreten zu sein! Klar doch, ein Auftakt wie ein Paukenschlag gehört zu einer amtlichen Death Metal Scheibe doch einfach dazu. Auf unserem zweiten Album war es der Track zum Bandnamen, auf „Death Kult Legions“ war es dann „In The Name Of The Flesh“ und nun legen wir auf Album Nr. 4 direkt mit dem Titelsong los, welcher diese Strategie fortführt.

Unser Ziel war es, einen griffigen catchy Opener zu haben, mit treibenden Melodien und Textzeilen, die sich sofort ins Hirn fräsen. Außerdem sollte er eine klare Botschaft vermitteln: REVEL IN FLESH sind zurück!

Wer ist eigentlich dieser Abgesandte der Plagen?

Da muss ich etwas weiter ausholen und kurz allgemein auf die Inhalte eingehen. Der Begriff Konzeptalbum wäre jetzt vermutlich zu dick aufgetragen. Aber Fakt ist, dass nicht nur der Titeltrack sondern auch die weiteren Lyrics auf der morbiden Ausstrahlung des Coverartworks beruhen. Das stammt wiederum von unserem spanischen Stammkünstler Juanjo Castellano. Aber eigentlich war genau dieses Werk überhaupt nicht für uns gedacht. Das Bild war eine Projektarbeit, an der Juanjo einige Jahre lang gearbeitet hat. Er wollte es eigentlich für eine eigene Illustration verwenden, aber mit guter Überzeugungsarbeit konnte ich ihn quasi dazu nötigen, das Artwork an REVEL IN FLESH abzugeben. Zurückblickend ist er mit dieser Entscheidung jedoch selber sehr happy.

Mich faszinierte an dem Artwork dieser zentrale Charakter, welche das ganze Unheil im Bild entfacht. Das Werk hatte übrigens bereits den Titel „Emissary Of All Plagues“ und wir haben diesen 1:1 als Albumtitel übernommen. Hinter dem Artwork versteckt sich auch eine Art Story, in der ein Besessener mit geistlichem Background für seine Schandtaten lebendig begraben wird. Er durchleidet Qualen in einer obskuren Unterwelt und sein Fleisch zersetzt sich. Schließlich kehrt er aber als Geist mit dem unbändigem Wunsch nach Rache zurück unter die Sterblichen. Er, der „Abgesandte aller Plagen“, wird also zum Vollstrecker des Unheils. Eine solche Geschichte ist natürlich wie maßgeschneidert für Lyrics im Sinne des klassischen Death Metal und passt daher auch hervorragend zur Atmosphäre unserer Songs.

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Zu deinem Vergleich mit BELPHEGOR muss ich jedoch noch kurz etwas sagen. Ich habe zwar großen Respekt davor, was Helmuth & Konsorten fabrizieren und geschaffen haben, aber bei REVEL IN FLESH liegen unsere Wurzeln ganz klar im Death Metal der 90er Jahre. Das neue Album ist in sich dunkler, atmosphärischer und in Sachen Gesangsstil gibt es auch einige Screamo-Passagen. Trotzdem sind wir ganz klar orientiert an den Wurzeln des Genre, wir spielen einfach Death Metal im klassischen Sinne. Black-Metal-Referenzen sind also, wenn überhaupt vorhanden, dann nur sehr unterbewusst in diesem Material zu finden.

Das ist ja gerade das Schöne an der Musik, jeder hat das so seine eigenen Assoziationen. Mein Vergleich mit BELPHEGOR war aber auch keineswegs ein Vorwurf, denn ich finde diese neue Facette in eurem Sound absolut interessant.

2. Casket Ride

Weiter geht es im stampfenden Midtempo und damit hörbar Richtung HYPOCRISY. Dabei setzt man erneut auf richtig große Melodien, ein solches Stück würde Meister Tägtgren vermutlich auch genauso blind veröffentlichen. HYPOCRISY rotieren bei euch jetzt schon ab und zu mal im CD-Player, oder? Und sag bitte nicht, dass ihr diese Kapelle gar nicht kennt …

Klar, der Schritt hin zu mehr Melodien und einem höheren Epic-Faktor führt wohl zwangsläufig zum Vergleich mit HYPOCRISY. Uns war das im Laufe der Produktion schon ein wenig bewusst, wobei ich persönlich die HYPOCRISY-Referenzen eher in Tracks wie „Dead To This World“ sehe. „Casket Ride“ ist im Prinzip ein grooviger und treibender Song, der Ärsche tritt und einfach Bock auf Headbanging macht. Wir hatten den Track im Vorfeld ja auch schon auf einer Split 7″ EP mit WOMBBATH veröffentlicht und bereits einige Male live gespielt. Die Nummer hat aus dem Stegreif gezündet und steht auch mehr in unserer eigenen Tradition von Tracks wie „Shadowbreeder“ oder „Graveyard Procession“.

Persönlich bin ich ein großer Fan der frühen Phasen von HYPOCRISY bis einschließlich „Abducted“. Generell schreiben wir aber keine Songs am Reißbrett. Gewisse Linien ergeben sich einfach spontan beim Songwriting, und dass das dann zu gewissen Vergleichen führen kann, ist eigentlich völlig normal.

3. Fortress Of Gloom

Auch mit diesem Song bleiben die Jungs im Midtempo. Und obwohl der wieder sehr intensiv ist, kann man für REVEL IN FLESH-Verhältnisse nicht von einem Killer sprechen. Ist das so ein bisschen der Füller auf „Emissary Of All Plagues“, wenn auch auf ziemlich hohem Niveau?

Ich finde, dass dieser Song an dritter Stelle dem Album ein neues Gesicht gibt. Der Track ist melodischer als die beiden ersten, dazu dunkler und atmosphärischer. „Fortress Of Gloom“ entfacht eine sehr dunkle Stimmung und verleiht damit dem Gesamtbild mehr Tiefe. Ich glaube, dass dieser Song einfach mehrere Durchläufe braucht. Die ganzen Details der Produktion von Dan Swanö entdeckt man übrigens am besten mit Kopfhörern.

4. Servants Of The Deathkult

Nach diesem klitzekleinen Durchhänger galoppiert der Track gleich mal wunderbar los. Außerdem muss an dieser Stelle unbedingt mal erwähnt werden, dass die Produktion von Dan Swanö herrlich drückt, so muss es sein. Ein sehr feines Solo veredelt diesen vermutlichen zukünftigen Live-Kracher. Und der plakative Titel kann ganz sicher auch nicht schaden.

Beim Solo handelt es sich um einen Gastauftritt von Jonas Lindblood von den Schweden PUTERAEON, mit denen wir bereits eine Split 7″ EP aufgenommen und zwei Minitouren absolviert haben. Das Solo hebt den Track definitiv auf eine höhere Ebene.

Und wer sind die Knechte, etwa wir?

Der Begriff „Deathkult“ taucht in unseren Lyrics, Artworks, Shirt-Illustrationen etc. ja schon seit dem ersten Album auf. Er ist damit für REVEL IN FLESH wie eine Art Trademark. Ich verbinde mit dem Deathkult in Sachen Lyrics eine Art Tribute an das klassische Death-Metal-Genre, d.h. das essentielle Horror Flair, eine Faszination für die dunklen Dinge und für das Erschaffen gewisser Stimmungsbilder. Ich weiß, dass das Death-Metal-Genre heutzutage breiter gefächert ist als je zuvor. Aber nicht alles, was unter dem Banner Death Metal heute vermarktet wird, entspricht meiner Vorstellung von unserem Genre. Oder könntest Du Dir vorstellen, dass ein Klassiker wie „Altars Of Madness“ auch mit Fäkal-, Anal-, Humor- und Porngrind-Lyrics funktionieren würde!? Ich definitiv nicht!!!

Die Vorstellung ist in der Tat alles andere als erbauend. Wobei ich aber auch sagen muss, dass Death Metal jetzt nicht nur mit dunklen Texten und einem gewissen Horror Flair funktioniert. Aber es gibt ganz sicher so einige Themen, die man im klassischen Todesblei nicht verarbeiten sollte, da hast du völlig recht.

Die „Servants Of The Deathkult“ sind für mich die Die-Hard-Death-Metal-Freaks, welche diese Szene am Laufen halten. Es ist eine Art Tribut an die Death-Metal-Community. Wir sehen REVEL IN FLESH als Teil dieser Szene und wir sind selber natürlich auch Fans dieser Musik. Und genau das verkörpern wir auch!

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23.11.2016

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1 Kommentar zu Revel In Flesh - Emissary Of All Plagues

  1. Daniel sagt:

    Es ist wirklich ein richtig fettes Album und auch mein erstes dieser Band.Da ich ein riesen Hypocrisy-Fan bin,hab ich mich auch sofort damit angefreundet.Mein Lieblings Track ist “Fortress of Gloom“ weil mich dieser irgendwie an Amon Amarth erinnert.Ganz ehrlich für mich ist es das beste Death Metal(bzw. Metal) Album der letzten Jahre.Macht weiter so!

    9/10