Während einige Bands mit ihren tieftraurigen Klängen versuchen, den Hörer in die tiefsten Abgründe zu führen, fesseln andere ihr Publikum mit treibender Aggression – oder schrecken es damit ab.
RETROHEADS gehen etwas anders vor. „Reich mir Deine Hand, ich führe Dich durch meine Welt.“ Unter diesem Motto könnte die neue Scheibe der Prog-Rocker tatsächlich stehen, wenn auch die Welt keine wirkliche, sondern eine Klangwelt ist.
Doch begeben wir uns nun einmal auf die Reise durch die Welt RETROHEADS‘, bei denen der Name übrigens Programm ist, da sie mit ihrer Musik zu großen Teilen den Geist der Siebziger wieder aufleben lassen. „Introperspective“ nennt sich ihr neuestes Album, welches ihre zweite Veröffentlichung darstellt. Eine wirklich gelungene, wie mir nach mehrmaligem Hörgenuss der Platte erfreulicherweise klar wird – da durchwandel ich wirklich schöne Klanglandschaften und fühle mich sofort an alte Größen erinnert: MARILLION, GENESIS (zu frühen Zeiten) und stellenweise auch PINK FLOYD.
Nun aber genug der Vergleiche, wenden wir uns der Musik im Eigentlichen zu; komplexe Songstrukturen finde ich da vor, durchsetzt von geschickt gewobenen Keyboardteppichen, und dem ausgiebigen Gebrauch einer Hammond-Orgel (Ja, es gibt sie noch!). Die Keyboardarrangements nehmen in diversen Variationen einen wichtigen Platz in der Musik der Band ein. Erwähnte Instrumente treffen auf singende Leadguitarmelodien und eine schöne Begleitung der Akustischen, ab und an lässt die Band sich zu packenden Soli hinreißen, wie etwa bei „Slaves Of Gold“. Bei singenden Gitarren ist der Gesang selbst auch nicht weit. Hierbei bietet die Band angenehme Vielfalt. Nebem dem progtypischem, männlichen Hauptgesang ertönt immer wieder die wunderschöne Stimme der weiblichen Backgroundsängerin, die so z.B. „Black Hole Eyes“ einleitet. Kurzum: RETROHEADS setzen den alten Sound gekonnt in Szene und bedienen sich dafür in sehr großen Teilen altbewährter Mittel.
Wenigstens mich hat „Introperspective“ mit Retrocharme und dem Aufwecken von Erinnerungen überzeugen können, allerdings zeugen dies auch von einem Schwachpunkt: RETROHEADS sind nicht neu, wollen es wohl auch gar nicht sein. Klar, der fast angestaubte Charme hat viel Gutes, letztlich nur kommt zu oft das Gefühl auf, man habe den diesen oder jenen Part schon einmal gehört.
Was die Band auf ihrem Album vollbringt, weiß zu überzeugen – ein guter Mix aus Altbekanntem, welcher ebendieses wieder aufblühen lässt. Wer weiß, vielleicht erwartet uns bei der nächsten Veröffentlichung sogar etwas mehr Eigenständigkeit und RETROHEADS werden dann zu NEOHEADS. Mir bleibt nur, jedem der sich für den Prog-Rock von damals begeistern kann, die CD wärmstens ans Herz zu legen – ein jeder mit Vorliebe dafür wird ganz sicher seine Freude mit „Introperspective“ haben. Wer beim Gedanken an „Damals“ allerdings nicht sentimental wird und sich auch schön früher nicht mit dieser Art von Musik anfreunden konnte, der sollte es auch heutzutage nicht versuchen. Es gefiele ihm ja doch nicht.
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