Metalcore war und ist ein übersättigtes Genre. Wie in jeder Spartenspielart gibt es Altgediente (KILLSWITCH ENGAGE, UNEARTH), die regelmäßig so solide wie erwartbare Kost veröffentlichen, Abtrünnige, die ihrem Frühwerk vollends den Rücken gekehrt haben (BRING ME THE HORIZON, SONIC SYNDICATE), und eine Handvoll Hoffnungsträger, die das Genre noch weiterentwickeln möchten und das bisweilen auch schaffen (ARCHITECTS, AUGUST BURNS RED). Auf eine jede solche Band kommen dann noch 100 ohne Profil, ohne Talent, ohne Glück oder ohne Muße.
Zurück zu den kompromisslosen Wurzeln
Um dem generischen Einheitsbrei zu entkommen, möchten RESIST THE OCEAN zurück zu den Wurzeln. Keine Streicher, keine Synthies, kein Bombast, kein Klargesang. Wobei letzterer eigentlich seit den Anfängen des Genres in den 90er Jahren eine Rolle spielte, aber das nur nebenbei. „Heart Of The Oak“ räumt solchen Sentimentalitäten dennoch keinen Platz ein. „Old School Metalcore“ heißt für die Nürnberger: durchgetretenes Gaspedal, eine Symbiose des Hymnischen und des Brutalen.
RESIST THE OCEAN agieren dabei nicht so technisch wie die bereits angesprochenen AUGUST BURNS RED sondern gestalten den Zugang zu ihren Songs einfach. Die Ohrwurmrefrains bekommen sie dabei auch ganz ohne Klargesang hin, angenehm dosiert werden zudem die Breakdowns eingesetzt. Wenn es brutal wird, dann vornehmlich durch Tempo und das rohe Organ von Fronter Jochen. Deutliche Parallelen lassen sich beim Gesamtsoundbild zu Bands wie AS I LAY DYING und PARKWAY DRIVE ziehen.
Bei aller Qualität fehlt RESIST THE OCEAN noch ein wenig der eigene Charakter
Unter den elf Songs auf „Heart Of Oak“ finden sich keine richtigen Durchhänger – den eigenen Anspruch, „marschierende Riffs, schmeichelnde Soli und deftige Breaks“, setzen die Jungs ganz ordentlich um. Allerdings hat man vielfach das Gefühl, dass die Gitarren doch etwas lieblos schmeicheln. Dafür, dass sie den generischen Metalcore hinter sich lassen wollen, verwenden RESIST THE OCEAN eindeutig zu häufig die selben, seit nunmehr fast zwei Dekaden (und vorher schon im Melodeath, und noch vorher schon bei MAIDEN) hoch und runter zitierten Double-Leadfolgen, die man in dieser Form und Ausführung einfach kaum noch hören kann und möchte. Auch der Versuch einer die Spannung steigernden Sprecheinlage erreicht im Titeltrack nicht ganz die erhoffte Wirkung.
„Heart Of The Oak“ ist ganz sicher kein schlechtes Debütalbum. RESIST THE OCEAN haben eindeutig eine klare Vision davon, was sie machen wollen. Ein wirklich eigener Charakter entspringt daraus aber noch nicht. Anstatt sich über das zu definieren, was sie nicht sein wollen („weichgespülter“ Metalcore eher poppiger Ausrichtung), wäre es schön, wenn diese Newcomer eines Tages zur Gruppe der Innovatoren aufschließen würden.
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