Repulsion - Horrified

Review

Was kann zu REPULSION noch großartig gesagt werden? Sie sind, wahrscheinlich zusammen mit NAPALM DEATH, die Vorväter des Grindcores. Das Debütalbum “Horrified” war eigentlich ein Demo, ursprünglich 1986 unter dem Namen “Slaughter of the Innocent” aufgenommen, wurde dann aber von Necrosis, einer Earache-Label-Tochter, die damals noch ein paar Leutchen bei CARCASS gehörte, unter dem Namen “Horrified” 1989 erneut veröffentlicht. REPULSION bekamen trotzdem keinen Vertrag und lösten sich kurz danach bereits wieder auf – Ende Gelände mit der Karriere.

Auch DEATH konnten in den Anfangstagen ein paar Mitglieder abluchsen, die aber ihrerseits von einem gewissen Chuck Schuldiner kurze Zeit später wieder rausgeworfen wurden. Neben spannender Trivia und einem bis heute vergötterten Status sowohl von der Band als auch ihrem einzigen Album, wird es Zeit, sich mehr als 30 Jahre später noch einmal gründlich die Musik vorzunehmen.

REPULSION hauchen dem Grind Leben ein

1986, also bei Aufnahme der Songs, dürfte der härteste musikalische Krach vielleicht SLAYER oder ganz frühe Gehversuche der ersten Death-Metal Bands gewesen sein, die aber fast alle erst gegen Ende der 1980er bzw. Anfang der 1990er Jahre ihrerseits in neue extreme Höhen vorstießen. Was sich den Hörern also auf „Horrified“ sowohl textlich  – für die Zeit recht explizit – als auch hinsichtlich Geschwindigkeit und Aggression geboten hat, dürfte für so manche offene Kinnlade gesorgt haben. Bei 18 Tracks hinterlassen REPULSION keine 30 Minuten auf der Uhr, also in klassischer Grind-Manier, die bis heute gilt und ein ganzes Genre mit definiert hat.

Vor allem das chaotische, aber überaus treibende Drumming und die fies schrabbelnden Gitarren haben Auswirkungen auf den sich wesentlich später ausbildenden Deathgrind gehabt, während der Gesang und Attitüde definitiv hier noch sehr Hardcore-Punk beeinflusst sind und sich auch manch gniedliges SLAYER-Solo hier eingefunden hat. Textlich sind REPULSION zwar meistens beim Gore-Horror, wie ihn auch DEATH noch auf ihrem Erstling zelebriert haben, aber zumindest in Ansätzen auch ganz in der sozialkritischen Hardcore-Tradition zwischendrin, wie „Slaughter of the Innocent“ zeigt.

Auch heute hat „Horrified“ nichts von seiner Relevanz verloren

Musikalisch wie textlich kann der Einfluss eines „Horrified“ auf den sich bildenden Grindcore aber auch den Death Metal gar nicht zu tief bewertet werden, wurde hier doch das Grundgelöt für in Zukunft noch extremere, noch aggressivere Musik gelegt. Lyrics, Artwork, aber auch Songwriting in Bands wie DEATH, CANNIBAL CORPSE, PESTILENCE und vielen mehr ist in Ansätzen schon hier vertreten. Natürlich könnte fehlende Abwechslung, mangelnde instrumentale Fähigkeiten oder die echt frisch-Fisch-rohe Produktion kritisiert werden, aber das würde alles am Kern der Sache vorbei gehen.

„Horrified“ hat auch heute noch absolute Relevanz sowohl als historisches Tondokument und Geburtsstunde eines ganzen Genres, aber auch als immer noch wahnsinnig kurzweiliges, unterhaltsames, primitiv-asoziales und doch charmantes  und eingängiges Geballer. Einfach mal wieder zu „Acid Bath“, „Decomposed“ oder „The Lurking Fear“ die Rübe schwingen und in Nostalgie schwelgen. Nächsten Sommer mit ein wenig Glück dann wieder mit Klobürste im Pit.

24.03.2021
Exit mobile version