Die Schweden von REINXEED legen mit “Higher“ ihr zweites Album vor und wollen der Welt ihre musikalische Vision, wie man europäischen Power-Metal spielt, vortragen. Die Band um Multitalent Tommy Johansson hat sich dem Erbe von STRATOVARIUS, EDGUY oder auch HELLOWEEN zu “Keeper“-Zeiten (die ersten beiden Teile wohlgemerkt) angenommen. Das hört man auch zu jeder Sekunde des Albums heraus.
Der eigentliche Haupteinfluss von REINXEED dürften hingegen aber ohne jeden Zweifel SONATA ARCTICA sein. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Musik der Finnen bei jeder Melodie, in jedem Riff und den Arrangements allgegenwärtig ist, wie ein nervender Nachbar? Ich frage mich auch nach dem zehnten Durchlauf allen Ernstes, ob REINXEED das wirklich mit Absicht machen. Klar, die Arrangements haben alle internationalen Standard. Das habe ich allerdings erwartet. Auch die Produktion ist eigentlich schön transparent geworden und kann mit einigen Abstrichen zumindest halb überzeugen.
Nein, eigentlich auch nicht. Denn zunächst fragt man sich, warum sich die Double-Bass anhört wie eine Horde tapsender Mäuse. Wo bleibt denn da der Druck, den das Schlagzeug damit sonst immer erzeugt? So wirkt das alles ziemlich kraftlos. Außerdem kann man die Gitarren auf dem Album kaum wahrnehmen (abgesehen von ein, zwei Solo-Passagen) und sie kommen nie gegen die übermächtigen Keyboards an. Die sind im Übrigen keinesfalls atmosphärisch oder dergleichen, sondern einfach nur kitschig, nervend und, man möge mir den Begriff verzeihen, albern.
Das ist eigentlich absolut unbegreiflich, denn wir reden hier immerhin von einem Metalalbum und als Metal-Fan möchte man die Gitarren an allen Ecken und Enden knallen hören. Das ist auf “Higher“ definitiv nicht der Fall. Der Härtegrat des zweiten Albums der Schweden pendelt irgendwo zwischen einer Bohlen-Produktion und verkaterten POISON. Hinzu kommt, dass, obgleich die Musiker ihre Instrumente allesamt beherrschen, man auf “Higher“ keinen einzigen Hit ausmachen kann. Den Songs fehlt der letzte Kick, den beispielsweise ein “Hunting High And Low“ von STRATOVARIUS, EDGUY’s “Tears Of A Mandrake“ oder “FullMoon“ von SONATA ARCTICA noch besaßen. Der Gänsehauteffekt bleibt bei REINXEED komplett aus. Auch, wenn Stücke wie “Dragonfly“ nette Mitsingrefrains besitzen, hat man das alles irgendwo schon mal und vor allem besser gehört.
Das Hauptproblem von “Higher“ sind aber vor allem diese unerträglich kitschigen Keyboards, die jedwede gute Idee (sofern vorhanden) im Ansatz eliminieren. Völlig grausam. Dem kann man selbst als wohlwollender Mensch nichts abgewinnen und deshalb kann es für diesen SONATA ARCTICA-Klon auch in der Wertung nicht viele Punkte geben. REINXEED wärmen lediglich das auf, was Andere bereits zuvor gekocht haben und das ist keine Leistung.
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