Laut Booklet gleich sechs Damen aus Holland haben sich unter dem Namen REINCARNATUS zusammengefunden, was schon alleine von der Bandzusammensetzung nicht nur im Mittelalter-Genre eine außergewöhnliche Sache ist. Mit „Media Vita“ präsentieren die Damen ihren ersten gemeinsamen Longplayer und schon ein Blick auf das Foto auf dem Backcover offenbart, dass die Damen durchaus gewillt sind, auch mit ihren Reizen zu spielen. Zwar mit hölzerner Gitarre & Flöte bewaffnet, ist man dem schwarzen Lack & Leder-Minirock sowie hochhackigen Stiefeln offensichtlich nicht abgeneigt. Bei einer Männerband wäre die Kleiderordnung wohl nie ein erwähnenswerter Sachverhalt im Rahmen solch einer Rezension gewesen… nun ja, aber dieses Thema ist an dieser Stelle vielleicht doch ein zu weites Feld.
Blicken wir somit lieber auf die Musik, die sich als überwiegend „entspannt“ präsentiert. Ist der Opener „Shadow Dance“ bezüglich Tempo und Gitarreneinsatz schon fast als Feuerwerk zu bezeichnen, halten bereits ab dem zweiten Song die dezenten Klänge Einzug in den Sound von REINCARNATUS. Eher fernab von den rockigen männlichen Kollegen à la SCHANDMAUL oder CORVUS CORAX lassen es die Damen doch überwiegend ruhig angehen und so kommt man in den Genuss zahlreicher gemütlicher und poppig anmutender Mittelalter-Songs. Es geht schon sehr gemächlich zur Sache, einzig Songs wie „Sweet Divinity“, „Love Goes On“ oder „Fin Amor“ tendieren etwas mehr in eine rockigere Richtung, was für wohltuende Abwechslung und Momente der Wiederbelebung sorgt. Ansonsten dominieren die ruhigen Klänge und REINCARNATUS lullen den Hörer mit elfengleichem Gesang sowie Mittelalter-typischer Instrumentierung wie Dudelsack, Schalmei, Fidel, Bouzouki und Leier ordentlich ein.
Das ist alles nett anzuhören und dient durchaus der gediegenen Entspannung am späten Abend kurz vor dem Gang ins Bett. Einen jahrelang anhaltenden bleibenden Eindruck hinterlassen die Damen damit allerdings nicht, was wohl auch das Grundproblem von „Media Vita“ darstellt: Angenehm, wirklich schön anzuhören – aber eben ohne größeren Tiefgang und irgendwie gleichförmig, ist „Media Vita“ ein sympathisch harmloses Mittelalter-Pop-Scheibchen, das beim besten Willen nicht schlecht ist, dem aber doch das gewisse Etwas einfach fehlt.
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