Reido - Minus Eleven

Review

Hinter dem Banner REIDO verbirgt sich ein aus der weißrussischen Hauptstadt Minsk stammendes Duo, das offenbar erst gar nicht großartig viel von sich selbst preisgeben möchte, sondern nur die Musik an sich zur Wirkung kommen lassen möchte. Keine Texte, keinerlei Angaben zu Band und Musik, ja noch nicht einmal Dankeslisten sind im Booklet zu finden, lediglich schemenhafte, verfremdete, in düsterem Grau gehaltene Fotos der beiden Protagonisten sind darin enthalten.

„Verstecken“ hätten sich Alexander Kachar (Gitarre, Gesang) und Anton Matveev (Bass) zwar auf Grund ihrer dargebotenen Klänge keineswegs müssen, irgendwie passt dieser selbst verursachte „Mystizismus“ aber durchaus gut zur düsteren Melange des Duos. Denn ihre, irgendwo in der – hier stimmt die Bezeichnung perfekt – „GRAU“-Zone von Funeral Doom, Sludge und Doom Metal anzusiedelnden Kompositionen lassen beim Zuhören die Welt in ebenso tristen Grautönen erscheinen.

Zwar darf es ab und an doch auch ein wenig rockiger sein, wobei Gedanken an die Dänen RISING aufkommen, der Großteil des Materials jedoch klingt nach purer Tristesse und Düsternis in kalter Version, am ehesten noch vergleichbar mit den Brasilianern HELLIGHT, die ihren Funeral Doom auf ähnlich abstoßende Weise anziehend gestalten können, auch wenn die Südamerikaner auf ein deutlich massiveres Traditions-Doom Metal-Fundament aufbauen. Aber auch MYTHOLOGICAL COLD TOWER dürfen als Vergleich genannt werden, denn auch deren klangliche Farbauswahl ist nicht unähnlich.

„Farbtupfer“ sind hier definitiv Mangelware, wie man auch epische Momente oder Erhabenheit erst gar nicht zu suchen braucht. Viel eher haben wir es – dem Titel entsprechend – mit einem vertonten, plötzlichen Wintereinbruch zu tun, denn „Minus Eleven“ kommt in seiner Gesamtheit in etwa jenem Gefühl gleich, das man empfindet, wenn man bei einer gefühlten Außentemperatur von unter zehn Grad Minus einen längeren Spaziergang an einem tiefgrauen Nebel-Nachmittag unternimmt.

08.02.2012
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