Red - Until We Have Faces

Review

Unbemerkt vom internationalen Markt haben sich RED aus Nashville seit ihrem Debüt zu einer kleinen Größe im amerikanischen Mainstream-Alternative-Rock gemausert. Sie sind Teil der christlichen Rockszene, natürlich lässt sich das in erster Linie an den Texten fest machen, bei denen Glaube, Nächstenliebe und Bibelfestigkeit eine tragende Rolle spielen, in einer Art und Weise jedoch, so viel sei versichert, die man auch vollkommen ignorieren kann und die in Form von nervtötendem Missionierungseifer auftaucht. Es gibt keine Kreuze und keinen predigenden Jesus, was es jedoch gibt, das sind durchaus ansprechende Rocksongs, die vor allem Fans von typischem US-Breitwandrock zusagen dürften.

„Until We Have Faces“ ist das dritte Album der Band, dessen Einstieg mit „Feed The Machine“ und „Faceless“ reichlich heavy und beinahe metallisch durch die Boxen ballert (DISTURBED und härtere FIVE FINGER DEATH PUNCH lassen grüßen). Danach wird es, wie es sich eben so verhält mit jenem Sound, denn die Amerikaner so lieben, gerne auch mal etwas ruhiger. Die allermeisten Songs sind jedoch kompositorisch gelungen, die Melodien sichern RED einen Platz im oberen Tabellendrittel des Genres. Woran es wie so häufig mangelt, sind Details in der Gitarrenarbeit, man hätte sich schonmal ein Solo oder ein aufregendes Ziwschenspiel gewünscht, so ist es eben in erster Linie die Hit-Schablone, die hier ganze Arbeit geleistet hat. Der Großteil des Songmaterials schwankt zwischen Ballade und etwas angezogenem MTV/Radio-Rock, ohne dass man sich allzusehr in gesichtsloser Anbiederei verheddert. Wer diese Art Musik nur dann zu schätzen weiß, wenn auch mal ALTER BRIDGE-mäßig der raue und unpolierte Metal-Hammer kreist, sollte eher die Finger von der Band lassen, wer sich aber zwischenzeitlich auch mal „Mädchen-Bands“ wie BREAKING BENJAMIN reinpfeift, kommt voll auf seine Kosten.

Anspieltipps sind außer dem genannten Eröffnungsdoppel die zugegeben auf Airplay getrimmte Schmachtnummer „Not Alone“, das etwas härtere und melodisch sehr hochwertige „Who We Are“ – und für die, die es richtig kitschig mögen auch „Hymn For The Missing“, der Trändendrücker am Ende. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich übrigens mit der so genannten „World Edition“ eindecken, denn da gibt es noch sechs Bouns-Tracks zu hören, von denen ein Teil sogar mit den regulären Nummern mithalten kann.

„Until We Have Faces“ ist ganz sicher keine Scheibe für den anspruchsvollen, tiefgehenden Musikgenuss, aber die angesprochene Zielgruppe wird zumindest eine Zeit lang gut unterhalten.

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23.07.2011

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