Red - Of Beauty And Rage

Review

Christliche Rockmusik ist in den Vereinigten Staaten ja bekanntlich ein richtig großes Ding. Wo vor allem in extremeren Bereichen und bei Bands wie AS I LAY DYING und AUGUST BURNS RED die religiöse Ausrichtung schon einmal hinter der hohen Qualität der Musik zurücktritt, stellt sich für mich bei Gruppen wie SKILLET, die eher zwischen Radiorock und belanglosem Nu Metal pendeln, aber durchaus manchmal Frage, ob die extreme Popularität nicht eher Resultat einer bewusst angesprochenen Christenlobby innerhalb der Fanschar ist.

RED heißen RED, weil das Blut Christi ja, wie das Blut so vieler, eben jene Farbe aufwies. Den Albumtitel „Of Beauty And Rage“ erklärt Sänger Michael anhand einer kruden Anekdote von einem Fan der Band mit Krebs im Endstadium, der vor seinem Tode noch einmal seine Lieblingsband treffen wollte. „Was ich gesehen habe, war die Schönheit in der Art und Weise, wie er mit seiner Krankheit umgegangen ist. […] Der Junge war voller Hoffnung, sogar während seiner letzten Tage.“

Und nun zur Musik: RED lieben offenkundig das Drama und auf „Of Beauty And Rage“ wird folgerichtig viel gelitten, mit Bombast, Pathos, Streichern und großen Emotionen. In den besten Momenten erinnert die Band an MUSE, wesentlich häufiger aber leider an LINKIN PARK und NIGHTWISH (ohne Frauengesang) aus der Ära 2010+. Die Konservenstreicher buttern fast jeden Song zu, an den reduzierteren Stellen kommt auch mal das Klavier zum Einsatz und die Gitarren spart man sich komplett („Of These Chains“). Dazu gibt es deepe Lyrics für 13-Jährige:

„Let me take you, when I go (when I go). I don’t want to do this on my own (on my own).“ („Of These Chains“) 

„I can almost feel you breathing, like a whisper in my ear. I remember how you lost me, or how I lost you.“ („Falling Sky“)

Manchmal wird aber auch geschrien, dazu packt man die Dropped-C-Klampfe mit dem Dreiton-Nu-Riff aus („Shadow And Soul“). Die Geige bleibt aber das wichtigste Instrument. Die Überlegung wäre angebracht, es doch wie die Kollegen von YELLOWCARD zu halten und dem Instrument einen Posten in der Bandbesetzung zuzugestehen. Dann müsste live nicht jeder Schmachtton vom Band kommen.

Ob christlich, atheistisch, satanistisch oder pastafarian – „Of Beauty And Rage“ gibt rein musikalisch einfach nicht viel her. Ein paar Alibigitarren und Schreie sollen das Ganze irgendwie in Richtung Rock/Nu-Metal-Lager rücken, im Grunde ist das aber überfrachtete Fertigkost für das lokale Rock-Radio – oder die Kinder von Ned Flanders.

24.02.2015
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