Schon seit 1989 verbreiten die Norweger RED HARVEST ihren musikalischen Ausdruck von Kälte und Finsternis; aber nicht die Kälte eines winterlichen Black-Metal-Nadelwaldes, sondern die eines stillgelegten Kernkraftwerkes (Anmerkung: die Assoziation mit dem Cover ist rein zufällig). Und wie auch in solchen Räumlichkeiten ein paar vor sich hin strahlende Kernstäbe etwas Wärme und Licht spenden, so tauchen auch im ansonsten überwiegend abweisenden Sound der Norweger einige Melodien auf. Ihr Stil lässt sich ansatzweise mit Industrial-Metal der Marke MINISTRY, NINE INCH NAILS, FEAR FACTORY und GODFLESH vergleichen, wobei sie diesen mit Black-Metal-Einflüssen koppeln. Die auf „Sick Transit Gloria Mundia“ vorherrschende Atmosphäre ist sicherlich die Stärke RED HARVESTs: Endzeitstimmung. Bei Songs wie „AEP“, „Humanoia“ und „CyberNaut“ kommt die Band stellenweise an die Intensität und das Feeling von THE NEFILIM’s Meisterwerk „Zoon“ heran. Das Highlight dieses Albums ist aber „Godtech“ – ein Song voller Epik, Bombast und Spannung, der einen spätestens mit Einsetzen der melodischen Gitarrenwände nicht mehr loslässt. Leider erreicht die Band nur selten das Level dieses Hammersongs; und hier zeigt sich das Manko von „Sick Transit Gloria Mundi“. Auch wenn der Stimmungsfaden über weite Strecken des Albums verdammt dicht gestrickt ist, häufig wirken die Songstrukturen nicht sonderlich durchdacht und monoton. So bleibt einem meist nur die düstere Grundstimmung, was aus meiner Sicht nicht genug ist um dieses Album als Knaller zu bezeichnen. Wem der ‚Endzeit-Vibe‘ dennoch ausreicht, der wird hier eine moderne und ordentlich produzierte Scheibe vorfinden. Fazit: Ein gutes Album, aber nicht überragend. RED HARVEST scheitern knapp an der 8-Punkte-Marke.
Ein wirklich an die Nieren gehender, exzellenter Industrial Metal-Opus! Selten war diese Spielart so verstörend, so beklemmend und atmosphärisch. Ein kleines Meisterwerk, was den Norwegern hier gelungen ist und dabei dennoch "anders" klingt als "Cold Dark Matter", obwohl die Zutaten dieselben sind. Das Spannung aufbauende Intro ‚U.G.X.‘ entläd sich plötzlich und unerwartet in das rasende, von kalten, treibenden Riffs und maschinellen Synths dominierte ‚A.E.P.‘, in dem Sänger Ofu Khan zwischen passend monotonen Screams und mit Hall-Effekten versehenem Klargesang wechselt, ohne dabei in irgendeiner Weise melodisch zu klingen. Auch die eingestreuten Synth-Beats unterstreichen die bereits in diesem Song dunkle, industrielle Atmosphäre, die einem vermittelt, dass Menschlichkeit hier keine Prioritäten besitzt. Ein kleiner Hit in diesem an großartigen Songs reichen Album. ‚GodTech‘ beweist Abwechslungsreichtum, verlagert das Tempo schon fast in Doom Metal-Gefilde, die atmosphärische Spannung wird langsam aufgebaut und im Refrain fast unerträglich, wozu auch die verstörenden Klangcollagen von Tastenmann LRZ beitragen, die dann plötzlich in eine erhabene, fast epische Melodie münden. Das bereits sehr hohe Niveau wird auch über die folgenden Tracks gehalten, die oft zwischen Raserei und Langsamkeit wechseln. Es sollten hier noch das dunkle, atmosphärisch übermächtige ‚Beyond The End‘ und das im Mittelteil in eine prägnante, in den Vordergrund gedrängte Basslinie verfallende ‚Desolation‘ erwähnt werden. Auch das Industrial-Outro ‚[Dead End]‘ "begeistert" auf seine eigene technoide Art und Weise und schließt ein Album ab, in dem nicht der einzelne Song, sondern das Gesamtwerk an sich dank dessen im Industrial Metal selten erreichter atmosphärischer Dichte auf voller Linie überzeugt. Red Harvest ist mit "Sick Transit Gloria Mundi" ein besonderes Album gelungen, das jedem, der Industrial Metal mag und die in diesem Genre vorkommende endzeitliche Atmosphäre so sehr schätzt wie ich es tue, gefallen wird. Und dafür gibt es dann auch die verdiente fast-Höchstnote.