Herbst. Die Tage werden kürzer. Manchen zartbesaiteten Zeitgenossen, beginnt jetzt die Dunkelheit bereits aufs Gemüt zu schlagen. Für alle die darüber nur kalt lächeln können, haben RER HARVEST was feines im Gepäck. Auf „Internal Punishment Programms“ hagelt es nämlich 11 mal tiefste industrieelle Schwärze und kalten mechanischen Haß auf uns hernieder. Die fünf Burschen aus Norwegen klingen dabei des öfteren wie eine bösere Ausgabe von MINISTRY mit größerer metallischer Einfärbung. Obwohl, mit ihrem Hang zu elektonischen Sounds können die Nordmänner nicht wirklich hinterm Berg halten („Mekanizm“). Auch die bei vielen anderen Bands oftmals deplaziert oder aufgesetzt wirkenden Samples und Soundcollagen passen hier, wie die Faust aufs Auge und fügen sich sehr gut ins kalte, nihilistische Gesamtkonzept ein. Mir fällt außer ihren Landsmännern von MYSTICUM (kennt die noch jemand?) auf Anhieb keine andere Band ein, die so gekonnt Elektro/Industrial mit(Black-)Metal vermischt und dabei eine durch und durch negative Grundstimmung vermittelt. Das „Internal Punishment Programm“ möchte ich jedenfalls nicht jedem empfehlen: Winter-Depris und andere, eventuell dem Suizid nicht abgeneigte, sollten einen großen Bogen um die Scheibe machen und sich lieber die neue A.R. PELL holen. Fulltime-Nihilsiten und solche, die es werden wollen sei dieser schwarze Hassklumpen ans kalte Herz gelegt.
Ich bin ein wenig enttäuscht von meinen Lieblings-Industrial Metal-Norwegern. Der Vorgänger war ein Album, das perfekt zwischen Metal und Industrial pendelte und dank herrlicher Songs und erdrückender Atmosphäre von vorne bis hinten begeisterte. "Internal Punishment Programs" verlagert das Gewicht ein Stück weit mehr in Richtung Metal – die Synths nehmen folglich nicht mehr denselben Platz ein wie auf "Sick Transit Gloria Mundi", sind aber immernoch omnipräsent, die Gitarren wurden etwas weiter in den Vordergrund gerückt. Ich persönlich empfinde das als Fehlentwicklung. Selbstverständlich stecken Red Harvest auch mit diesem Album ein Gros der anderen Industrial Metal-Bands in die Tasche, aber der ganz große Wurf bleibt hier aus, denn dafür wird die auf dem 2002er Werk so hervorragend praktizierte Endzeit-Atmosphäre nicht so gut auf den neuen Opus übertragen. ‚Anatomy Of The Unknown‘ zeigt daher sofort, inwiefern das Gewicht auf die Riffs verlagert wurde, die nun deutlicher und vordergründiger aus den Boxen schallen, während die Industrial-Effekte nicht mehr mitbestimmen, sondern nur noch unterstreichen. Dies zieht sich dann durch das gesamte Album, obwohl (man könnte schon fast denken, es handele sich hier um Wiedergutmachung) die Tracks ‚Mekanizm‘ und ‚Synthesize My DNA‘ den Synths mehr Platz einräumen, als sie ihn auf dem vorherigen Album erfahren haben. Unterm Strich bleibt nur ein Song, der qualitativ mit der letzter Scheibe mithalten kann, das ist das lange, düstere ‚Symbol Of Decay‘. Doch auch wenn sich das hier nach einem kleinen Verriss anhört – Red Harvest bleiben (bzw. blieben) die Könige des Industrial Metals (ja, vor den für mich schon seit Jahren vor ihrem Split-Up zu inspiriationslosen Ministry). Und eines kann man ihnen schon mal gar nicht vorwerfen: dass sie dasselbe Album zweimal aufgenommen und sich nicht weiterentwickelt hätten.