Reckless Manslaughter - Storm Of Vengeance

Review

Man findet ja immer wieder neue Gründe, die Metalszene für eine gute Sache zu halten. Welcher international bekannte Produzent aus einer anderen Szene würde sich wohl dazu herablassen, eine junge Newcomer-Band aus Nordrhein-Westfalen zu mixen, ohne dass ein Label dahintersteckt? So geschehen jedoch im Fall RECKLESS MANSLAUGHTER, eine 2008 gegründete Band, die sich dem amerikanisch geprägten Old School Death Metal verschrieben hat, und nach einer Promo von 2010 nun in Eigenregie ihr Debütalbum „Storm Of Vengeance“ veröffentlicht – mit an Bord: Niemand geringeres als Dan Swanö (EDGE OF SANITY und geschätzte 50 andere Bands), welcher für’s mixen und mastern zuständig war und sogar Guestvocals beigesteuert hat.

Eine schöne Geschichte, wie ich finde – aber lohnt sich denn auch das Ergebnis? Um das gleich klarzustellen: Jein. Fakt ist, dass „Storm Of Vengeance“ auf jeden Fall fett klingt, Produzent Klaus Spangenberg und natürlich auch der Herr Swanö haben also ganze Arbeit geleistet: Der Klang des Albums macht einen hörbaren Knicks vor der Old-School-Abteilung, geht aber nicht zu tief in die Knie, sondern kann wegen seiner modernen Elemente auch mit heutigen Standards mithalten. Soundtechnisch ist also, wie zu erwarten war, alles im Lot.

Und die Songs selbst? Wie bereits gesagt, RECKLESS MANSLAUGHTER spielen Old School Death Metal mit vornehmlich US-amerikanischer Ausrichtung, besonders MORBID ANGEL und SUFFOCATION dürften große Einflüsse für die vier Westdeutschen sein, aber auch CANNIBAL CORPSE lassen sich ganz gut herauszuhören. Dazu kommen noch vereinzelt hörbare Elemente, die man so am ehesten dem modernen Grindcore zuordnen würde (zum Beispiel Pig Squeels im Song „Jonathan The Hedgehog Killer“). Das klingt nicht sehr innovativ – und ist es auch nicht, womit wir beim größten Manko an „Storm Of Vengeance“ wären: Das alles ist schon viel zu oft gehört. Allzu viel bleibt dann von der halben Stunde, die „Storm Of Vengeance“ läuft, auch nicht hängen, auch wenn ich definitiv schon viel, viel Schlechteres gehört habe.

„Storm Of Vengeance“ ist im Grunde vertontes Mittelmaß, eine weitere junge Death-Metal-Band, die sich an die alten Helden erinnert und versucht, an deren Sound anzuknüpfen, ohne das Problem zu erkennen, dass diese Art von Musik nunmal nicht mehr frisch ist. Trotzdem sind RECKLESS MANSLAUGHTER technisch auf der Höhe und machen ihre Sache mindestens genauso gut, wenn nicht besser, als viele ihrer Kollegen. Größter Pluspunkt bleibt aber der Sound, den Dan Swanö dem Material verpasst hat und der dafür sorgt, dass „Storm Of Vengeance“ wohl doch noch das ein oder andere Mal bei mir im heimischen Player rotieren wird. Mittelmäßig, aber gehoben mittelmäßig.

29.06.2011

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