Rebell 8 - Für Mich Ist Es Rock'n'Roll

Review

„Meiner Meinung nach schmeckt das gar nicht schlecht.“

„Ich dachte, unsere Wertpapiere seien absolut sicher.“

„Für mich ist es Rock’n’Roll.“

Was haben Sätze wie diese drei gemeinsam? Sie alle klingen wie Versuche, eine Diskussion subjektivistisch zu beenden. Subjektivismus ist ein Begriff aus der Philosophie und beschreibt die Ansicht, dass jedes Subjekt bzw. jeder Mensch die Welt auf seine eigene Weise wahrnimmt. Vertreter dieses Standpunktes können und müssen prinzipiell nie einen Sachverhalt diskursiv klären, weil ja eh‘ jeder eine alle anderen Meinung gleichwertige Ansicht vertritt. Peace, Leute, alles easy! Ganz gleich, ob es um exotische Küche, versenkte Millionenbeträge oder eben Rock’n’Roll geht.

Wenn wir beim letzten Beispiel bleiben, das zufälligerweise wie der Titel des jüngst erschienenen Albums von REBELL 8 lautet, könnten wir unterstellen, dass hierauf eine sehr eigene Auffassung von Rock’n’Roll vertreten wird.
Damals, vor unendlich langer Zeit, als die wilde Musik anfing, war Rock’n’Roll Soundtrack und Inbegriff der Emanzipation der Jugend, von Rebellion und dem Abschütteln verkrustender Lethargie, von orchestralem Schmalz in der Musik und von fragwürdigen religiösen Werten im sozialen Leben. Wie alle Begriffe unterliegt auch der des Rock’n’Roll einem stetigen Bedeutungswandel und der Bedeutungserweiterung. Aber das, was REBELL 8 uns hier als Rock’n’Roll verkaufen, macht mich doch etwas stutzig. Bon Scott-AC/DC-Sound mit na ja, durchschnittlichen deutschen Texten.
In Finnland, Australien und Norwegen haben REBELL 8, wie sie verraten, trotz der deutschen Texte viele CDs verkauft. In Deutschland selbst dürften die vier Rebellen jedoch weniger Umsatz machen. Wegen der deutschen Texte. Die Dinger sind nämlich so was von unterirdisch, dass ich nicht so recht weiß, ob es sich hier um einen Scherz handelt.

Mir ist schleierhaft, was diese Veröffentlichung soll. AC/DC gibt’s im Original, gute und schlechte Coverbands/Plagiatoren/Nachäffer sind Legion. Sogar die Kombination mit deutscher Lyrik haben Typen PROLLHEAD und STAHL schon geschaffen. Einzig das Gesangsduett mit Sängerin Sandra von der Band ELIS sprengt den Rahmen des bisher Gehörten. Leute, was für ein Zeug muss ich essen, rauchen, oder sonst wie zu mir nehmen, damit auch ich solche Stilblüten züchten kann!?

Da mir „Für mich ist es Rock’n’Roll“ um die Karnevalszeit herum in den Briefkasten geflattert ist und ich mich wenigstens zur fünften Jahreszeit nicht als humorloser Banause outen möchte, entziehe ich mich einer numerischen Wertung. Aber ich sage ganz klar Für mich ist das kein Rock’n’Roll. Für mich ist es ein Scherz.

28.02.2009
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