Reaping Asmodeia - Darkened Infinity

Review

Soundcheck Oktober 2021# 24

Schon ziemlich giftig ist das, was uns hier aus Richtung Minnesota entgegen ballert. Aber wer sagt denn auch, dass Technical Death Metal nicht auch ein bisschen wild und aggressiv sein darf? Eben. REAPING ASMODEIA liefern mit „Darkened Infinity“ ihr drittes Album ab und schicken sich damit an, die Zähne ihrer Hörerschaft mit irrwitzigem Flitzefinger im Raum zu verteilen. Technische Raffinesse ist natürlich das große Stichwort im Tech Death, egal wie hart dieser dann zupackt. Doch der Nudelfaktor gestaltet sich bei den US-Amerikanern erfreulicherweise als gering, sicher auch aufgrund der knackig bemessenen Gesamtspielzeit.

REAPING ASMODEIA verteilen Schellen mit dem Flitzefinger

Diese zwingt das Trio förmlich zur Effizienz, sodass kaum ein Takt an zum Selbstzweck verkommendes Genudel verlustig geht. Daniel Koppy wütet hier in den Fellen und Kesseln – aber eben mit kontrollierter Aggression, ähnlich wie das Hannes Grossmann in der selbstbetitelten GOMORRAH-Schlachtplatte eindrucksvoll demonstriert hat. Man höre hierzu nur mal „Simulacra“. Alexander Kelly an der Klampfe fegt über das Griffbrett, schaltet aber gerne Djent-artige Downtuning-Riffs zwischen. Die nehmen ein bisschen Tempo aus der Sache raus und markieren den Gegenpol zur sonst im höheren Drehzahlbereich laufenden Tech-Death-Maschinerie, üblicherweise begleitet von einem treibenden Midtempo-Rhythmus, den Koppy den Riffs auf den Leib prügelt.

Raffinierte Spielkunst, die mit der Ersten Liga des Tech Death mitstinken kann, bieten REAPING ASMODEIA also noch und nöcher. Und gerne klemmen die US-Amerikaner da noch einmal eine Ladung Hardcore unter die Achse, was sich in den kantigen, hier und da hereinplatzenden Breakdowns äußert. Das ist auch ein guter Ankerpunkt, um eine weitere, einschlägige Charakteristik von „Darkened Infinity“ vorzustellen, wenn sie sich nicht schon zwischen den Zeilen hervorgeschält hat: Das Teil ist extrem straff gezogen. Die US-Amerikaner drücken ordentlich auf die Tube und die Grooves sitzen spack, was den Härtegrad praktisch konstant hoch hält, sieht man mal von den atmosphärischen Intermezzi ab.

Macht durch Intensität

Der Trockenheit wird meist einfach durch die enorme Intensität des Dargebotenen entgegen gewirkt. Nicht direkt brutal, knüppeln die US-Amerikaner einem dennoch den Kalk aus den Ohren. Dadurch zeichnet sich hin und wieder auch eine Nähe zum Thrash aus wie in den abschließenden Nackenbrecher-Grooves von „The Forge Of Moira“. Die Vocals von Steven Lane halten die meiste Zeit mit und gestalten sich als angenehm dynamisch. Gesanglich passiert hier allerdings nichts zu aufregendes abgesehen vielleicht von einigen Slam-Entäußerungen auf „Oneironautic Oblivion“, wodurch „Darkened Infinity“ möglicherweise ein Überhit der Marke „We Were The Keepers“ fehlt.

Aber die Fabrikation von Hits schien bei den Herren hier auch nicht das primäre Ziel zu sein. Denn „Darkened Infinity“ ist ein Konzeptwerk, das sich mit Themen wie Transzendenz, Bewusstsein und der andauernden, psychologischen Auseinandersetzung des Individuums mit seinem Selbst befasst. Im Grunde typisch metaphysische Tech-Death-Thematik, die Death-Metal-typisch im Gebrüll ein bisschen untergeht. Es erklärt aber immerhin die Beschaffenheit und Struktur der Platte, die immer wieder durch kleinere, atmosphärische Intermezzi – entweder isoliert oder als Intro/Outro einiger Tracks fungierend – aufgebrochen wird. Diese dienen gerne mal als Überleitung zwischen den Stücken und halten den Fluss des Werkes somit am Laufen.

Auch ohne Hits macht „Darkened Infinity“ richtig Spaß

Produktionstechnisch lässt das Trio hier nichts anbrennen und präsentiert ein fachgemäß kühl produziertes Werk, bei dem die Gitarren stets klar herausgearbeitet sind und bei dem jeder Streich des Drumkits scharfkantige Nadelstiche setzt. Zur Kühle tragen auch regelmäßig auftauchende Synthesizer bei, die sich meist stimmungsmachend im Hintergrund halten. Seltener treten sie auch in den Vordergrund, meist in den bereits erwähnten Intermezzi. Und was REAPING ASMODEIA an Hits fehlt, machen sie durch Intensität wieder wett. Insofern war es ziemlich weise, dass sich die US-Amerikaner so kurz und bündig gehalten haben.

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11.10.2021

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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