Seit nunmehr fünf Jahren schlummert der Reverend bereits im eigens geschaufelten Grabe. Sein Erbe hat er allerdings der nach wie vor begeisterten Welt mit “III: So Long Suckers“ zurückgelassen. Dies prangt noch immer, essentiell bestehend aus wärmender Monotonie und anspruchsvoller Simplizität, am Horizont des traditionellen Doom Metal. REALMBUILDER aus New York haben bei den Schweden auch mehrfach hingehört, genauso bei den Wurzelträgern wie etwa CIRITH UNGOL. Mit ihrem zweiten Album geht das Duo einen etwas schwerfälligeren Schritt und nähert sich somit der doomigen Marschrichtung eindeutig mehr an. Die Hauptaufgabe besteht hingegen zweifelsfrei darin, die gegebene Einfachheit in etwas musikalisch Hörbares umzuformen und vor allem die sich ergebende Zähigkeit nicht mit unfreiwillig negativer Behaftung auszustatten. Schließlich wissen wir nach einigen Großwerken – Kaugummi kann doch auch nach Stunden noch schmecken.
Um zunächst mal die hier verschachtelte Essenz zu beschreiben, so wirken die beiden Amerikaner wie eine abgeschwächte Form von REVEREND BIZARRE. In fast jeder erdenklichen Hinsicht, abgesehen davon, dass das Duo hier hauptsächlich die etwas rockigere Schlagseite der Finnen betont. Die Ansätze sind da, sie sind gut, sie sind erdig – irgendwie typisch bizarr. Doch geht es mit dem hochgradig ambitionierten, aber gleichsam, wen wundert das schon, auch fast schon verzweifelt unterlegenen Griff nach den Sternen, bereits hinter dem, in diesem Fall grenzenlos stimmigen Begriff, Gebetsständer los, wo es mit Albert Witchfinder die erste Überklasse zu trumpfen gilt. Zwar schaffen es beide singenden Elemente, bestehend aus den beiden Musikern J.H. Halberd und Czar, eine gewisse Form der bizarrschen Exzentrizität in ihre Musik einzulegen, doch um wirklich an diese Übermacht heranzureichen, fehlt es schlichtweg an purer Stimmgewalt und die dadurch mitinduzierte Ekstase des ewig anhaltenden, gleichen Momentes.
Instrumental beginnen REALMBUILDER allerdings äußerst stimmig und schreiben sowohl mit dem Opener “Highwayman“ und dem Titeltrack “Fortifications Of The Pale Archtitect“ gleich zwei Songs, die fast einen idealen Schnittwert zwischen US-Metal und Doom-Elementen tangieren. Allerdings ist, wie bereits angedeutet, der Fokus deutlich auf den Heavy-Teil gelegt, dem es durch seine dennoch gegebene Monotonie und Einfachheit doch stellenweise gelingt entsprechende Atmosphäre aufkommen zu lassen. Umso weiter das Ganze phasenweise in den tatsächlichen Doom-Bereich abdriftet, desto deutlicher wird dem Hörer, wie verdammt nochmal hart die Gratwanderung zwischen peinlicher Entblößung und genialem Ausnutzen des Einfachen ist. “Old Savage“ wird nämlich nochmal eine Nummer zäher und markiert aufgrund tödlicher Langeweile den Tiefpunkt auf diesem Album.
Wenn man also gerade mit den etwas rockigeren Nummern oder Passagen bekannter Kapellen etwas anfangen kann, dann könnte auch die neue Scheibe von REALMBUILDER einen Griff wert sein, die Begeisterung einer atmosphärisch ekstatischen Ewigkeit kommt erwartungsgemäß aber leider nicht auf.
Lasst euch bloß keinen Blödsinn erzählen!!! REALMBUILDER bekommen in Rezensionen vielfach schwerstens aufs Haupt, aber das ändert nichts an der unumstößlichen Tatsache, dass es zur Zeit keinen besseren Kauzmetal gibt. Im Vergleich erscheinen beispielsweise BROCAS HELM fasst schon als Hauptstrom! Dank Abkehr von erwarteten Stilmerkmalen ist das Duo durchaus in der Lage, stetig wachsende Begeisterung einer atmosphärischen Ewigkeit zu erzeugen und auch diese Scheibe hier beweist, dass die Wahl des Bandnamens mächtig passend ist. Eines der Alben des Jahres 2012. Dankeschön!
Lunar Aurora lösen sich auf
… und Christian Steiffen hat die ganze Nacht von sich geträumt…