Razor Of Occam - Homage To Martyrs

Review

Wer kennt das nicht: Man kann machen, was man will, so zum Beispiel die CD mit einer Nadel solange zerkratzen, bis die schrecklichen Stellen verschwunden sind, die Platte in den Tray des Vorgängers legen, die Scheibe gefällt einfach nicht… es versagen sogar Hausmittel wie CD in die Arschritze klemmen, dann mit Berberitzen beschmiert bei Vollmondschein in eine Zinkwanne steigen und “Auferstanden aus Ruinen“ singen.

Es ist also immer wieder schön, ein Album in die Finger zu kriegen, bei dem derartige Exorzismen höchstens in abgeschwächter Form bis gar nicht nötig sind. Ein solches Werk haben RAZOR OF OCCAM mit “Homage To Martyrs“ vorgelegt… oder sind halbe Rituale vonnöten? Hören wir erstmal richtig hin…dass Ockhams Rasiermesser übrigens die Sparsamkeitsvorgabe der wissenschaftlichen Theorielehre beschreibt, interessiert dann auch keine Sau mehr, denn es wird gerödelt und geballert, was Saiten, Stimmbänder und Felle hergeben, beziehungsweise bis alle drei Klangerzeuger reißen. Pausen gibt es keine. Pausen sind scheinbar auch nicht gewollt. Die Hälfte der Rasiermesserjungs schroten auch mit DESTRÖYER 666 durch die Gegend und zeigen bei beiden Formationen gleich wenig Gnade. Das Gaspedal ist eigentlich stetig bis ins Spritzblech durchgetreten, wobei das konzentrierter und druckvoller als beim Zerstörer geschieht. Dazu verfallen die Herren in ein wenig Raserei à la MELECHESH und ANGELCORPSE und schmieden aus diesen Vorgaben einen wahrhaft bestialischen Angriff auf den geneigten Hörer.

Kommen wir nun noch einmal auf die drei vorgenannten Klangerzeuger zu sprechen:
Die Snare wird ebenso wenig geschont wie die Trommelfelle (Ha! Welch Doppeldeutigkeit!). Die Klampfen schreddern und solieren wie der Bass unablässig blubbert und der äußerst engagierte Fronter kreischt sich nen Hodenbruch. Alles in allem beweisen die Jungs einen unbestreitbaren Drive und eine irre Spielfreude, brennen bei jedem der Songs ein wahres Rifffeuerwerk ab und verbinden das Energischste aus Thrash und Black Metal. Leider wünscht man sich dann doch die ein oder andere Pause, den ein oder anderen Tritt auf die Bremse, eine Chance, zu Luft zu kommen. Denn auch bei aller Begeisterung für wahnwitzige Geschwindigkeit und allgegenwärtige Aggression ermüdet man nach der Hälfte recht schnell und das anfängliche Hochgefühl erstirbt ob der mangelnden Abwechslung.

Zudem reicht die Riffgüte nicht ganz die der vorgenannten Referenzen, so dass lediglich die erste Hälfte von “Homage To Martyrs“ vollends zu überzeugen weiß. Das heißt nicht, dass der zweite Teil völlig abstinkt, doch sind alle Nerven, die Song eins bis vier noch bestens anzusprechen in der Lage waren, recht überreizt und zünden nicht mehr richtig. Falls es RAZOR jedoch gelingt, ein wenig mehr Verschnaufpausen wie auf dem abschließenden “Shadow Of The Cross“ zu integrieren und somit auch den Abwechslungsfaktor nach oben zu schrauben, steht uns mit dem nächsten Longplayer gewiss etwas Großes in Haus, das dann auch Schönheiten wie “Sphynx“ oder “Emissaries“ weniger herrlich dastehen lassen wird. Bis es soweit ist, hole ich schon mal die Zinkwanne aus der Garage…

13.03.2009
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