Razor - Cycle Of Contempt

Review

25 Jahre nach „Decibels“ rechnete wohl niemand mehr mit einem neuen RAZOR-Album, als die kanadischen Thrasher urplötzlich „Cycle Of Contempt“ ankündigten. Nun ist das mit neuen Platten von Kultbands nach langer Durstrecke immer so eine Sache. Entweder es kommt etwas richtig Großes dabei rum. Oder eine Enttäuschung.

RAZOR machen es wie früher

In welche dieser Kategorien man als geneigter Fan „Cycle Of Contempt“ einordnet, dürfte zu weiten Teilen am mitgebrachten Erwartungsgehalt liegen. Wer sich von RAZOR einen Funken musikalischer Weiterentwicklung erhofft, wird von der Platte maßlos enttäuscht. Wer hingegen gandenloses Gebolze der alten Schule sucht, wird auf dem Album fündig.

Denn genau das gibt es auf „Cycle Of Contempt“ zu hören. Allerdings nicht immer überzeugend. Die teils Spoken-Word-artigen, untighten Vocals in „Crossed“ passen etwa so gar nicht zum ruppigen Thrash, den die Band darbietet.

Der Mix des Albums wiederum wartet mit manch abenteuerlicher Entscheidung auf, wenn beispielsweise Gitarrensoli in einer Lautstärke einsetzen, die den Rest des Songs fast unhörbar machen. Dazu kommt ein Schlagzeugsound, der ungemein pappig klingt.

„Cycle Of Contempt“ strotz vor Achtziger-Klischees

In Sachen Soundästhetik kommen RAZOR dem angestrebten Gefühl von frühen Achtziger-Produktionen also recht nahe. Schließlich waren die ebenfalls oft alles andere als ausgeglichen, insbesondere wenn es um den Mix der Instrumente ging.

Gleichsam schlagen die Texte die gleichen Töne an, die man aus vergangenen Zeiten kennt: „Take your fucking fairy tales/ And stick them up your ass/ Someone has to tell the truth/ And free us from the past.“ Solch pubertär anmutenden lyrischen Ergüsse gingen zu Metal-Anfangszeiten noch durch, weil sie von Teenagern stammten, die es nicht besser wussten. Gleiches gilt für die rumpeligen Produktionen dieser Zeit. Von erwachsenen Musikern gestandenen Alters wirken solche Zeilen hingegen albern bis peinlich und ein solcher Sound schlichtweg unwürdig.

Was bleibt unterm Strich? Nicht viel, wenn die eigenen Ansprüche an das neue Album einer Kultband über das tausendste (mittelprächtige) Wiederkäuen von Achtziger-Klischees hinausgehen. RAZOR fällt zum Albumcomeback nach einem Vierteljahrhundert nämlich nichts anderes als das ein.

27.09.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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