Ravensire - A Stone Engraved In Red

Review

Während Bands wie VISIGOTH ihren Epic Metal fast schon in eine feuchtfröhliche Party verwandeln, wählen etwa die Portugiesen RAVENSIRE einen trockeneren, steinigeren Pfad für ihren Sound. Statt hymnischer Metal-Gassenhauer regiert bei den Jungs aus Lissabon seit jeher eine rohe Männerästhetik, die den Eindruck von frisch aus der letzten Schlacht zurückgekehrter Krieger vermittelt. Rundum gestaltet sich der Sound des Quartetts also weniger rein hymnisch, dafür umso treibender und dreckiger, wobei man den Einfluss von Bands wie CIRITH UNGOL, OMEN und – natürlich – MANILLA ROAD dennoch durchweg schmecken kann.

Eine episch metallische Widmung

Der tragische Tod von Mark „The Shark“ Shelton ist gewiss nicht spurlos an RAVENSIRE vorbeigegangen und wird daher auch auf dem neuen Album „A Stone Engraved In Red“ thematisiert. Die Band geht sogar ein Stück weiter und möchte ihr Drittwerk schon als eine Widmung an unter anderem eben diese Legende verstanden wissen – nicht nur im Allgemeinen, sondern im Falle des Songs „After The Battle“ im Besonderen. Für dieses Stück lieferte James Beattie (TERMINUS) einen gesanglichen Gastbeitrag, der in seiner Passage fast ein bisschen klassische JUDAS PRIEST in diesen emotionalen Track einfließen lässt.

Das mit der Widmung kauft man den Portugiesen aber auch so ab, denn der Sound lehnt sich stark an den klassischen Epic Metal an, ersetzt dessen kauzigen Charme aber durch eine kantige Rauheit, die mehr nach aufgedunsenen Muskeln, langen Kriegermähnen und dichter Körperbehaarung klingt – und dabei erfreulicherweise doch deutlich ernsthafter transportiert wird als das bei neueren MANOWAR der Fall ist. Sprich: Dem Album muss man keine satirischen Hintergedanken als Entschuldigung für mangelnde Qualität andichten – „A Stone Engraved In Red“ ist großer, staubiger und ehrlicher Epic Metal.

RAVENSIRE zelebrieren mehr als nur die Vergangenheit

Klanglich kommt die neue Platte dabei etwas druckvoller daher als der Vorgänger „The Cycle Never Ends“, was sich auch im etwas direkteren Songwriting widerspiegelt. Dieses injiziert kräftig nach vorne pumpende Rhythmen in die Songs, während einfache aber effektive Melodien in Zusammenarbeit mit der besagten, einschlägigen Rhythmusarbeit verlässliche Garanten für einprägsame Hooks darstellen. Ein bisschen Proto-Flair schwingt ebenfalls mit, besonders wenn RAVENSIRE das Tempo hier und da mal etwas drosseln.

Bassist Rick Thor liefert indes einmal mehr eine hervorragende Gesangsdarbietung ab, die so klingt, als hätte er zuvor mit einem Becher Rasierklingen in Met gegurgelt. Diese Reibeisenstimme schmiegt sich auch anno 2019 wunderbar in diese klangliche Männerlandschaft ein und wirbelt zusammen mit dem steinigen Sound jede Menge Staub auf. Besonders seine melodischeren Parts wie in „Thieves Of Pleasure“ oder „Dawning In Darkness“ lassen sämtliche Fäuste wie von selbst zustimmend in die Höhe schießen, während seine kommandierende Präsenz in den härteren Passagen ordentlich Dampf macht.

„A Stone Engraved In Red“ stellt sich breit (geschultert) auf

Dazu gibt es ausreichend Abwechslung in den Songs. Das Album wird mit dem gediegeneren „Carnage At Karnag“ eröffnet, das mit einer kräftigen, fast schlachtrufartigen Hook aufwartet, während das Gitarrensolo den melodisch erbaulichen Höhepunkt des Tracks markiert. „Dawning In Darkness“ ist ein mächtiger, melodischer Kracher, der mit einem dramatischen Instrumentalpart ausgestattet worden ist. „The Smiting God“ dreht dagegen den Härtegrad zwischenzeitlich voll auf mit fast thrashiger Intensität. Der Rausschmeißer „The Games Of Titus“ bündelt schließlich diese songschreiberischen Stärken der Band für ein wahrhaft fulminantes Finale.

Dass RAVENSIRE die Komplexität und die leichte MAIDEN-Schlagseite des Vorgängers etwas eingedampft haben, spürt man zwar ein bisschen, doch dafür wirkt „A Stone Engraved In Red“ im Gesamten etwas fokussierter und runder. Die neue Trockenheit steht der Band gut zu Gesicht, macht das neue Album im Gesamten erstaunlicherweise aber auch etwas sperriger. Der Funke springt also erst beim zweiten oder dritten Durchgang über. Dafür sichert sich das neue Langeisen der Portugiesen aber auch einen längerfristigen Platz auf dem Plattenteller mit gut ausbalancierten Songs und seinem eigenständigen, ungekünstelten Charme.

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09.06.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Ravensire - A Stone Engraved In Red

  1. BlindeGardine sagt:

    Klasse Album. Ein wenig Manowar (in unpeinlich), etwas Manilla Road (aber zugänglicher), ein paar Maiden-Leads (aber insgesamt ruppiger) und der Gesang erinnert entfernt an Chris Boltendahl in gut (also ohne dessen unsäglichen Ruhrpott-Akzent). Klar gewinnen die Jungs keine Innovationspreise, aber gut und spielfreudig gezockt ist das allemal.

    8/10