Rat King - Larva

Review

Ich muss gestehen, die geografische Herkunft des Duos RAT KING hat mich zunächst überrascht. Hatte ich doch bei der Mixtur aus Black Metal, Industrial und Ambient eher Künstler der westlichen Hemisphäre im Hinterkopf – zum  Beispiel den Amerikaner Brian Williams (LUSTMORD) bei den stark Dark Ambient-lastigen Passagen, aber auch John Twells‘ (aka XELA) Werk „For Frosty Morning and Summer Nights“ könnte man als Referenz nennen. Zu diesem elektronischen Grundgerüst gesellt Black Metal, der mal steril industriell, dann wieder mitreißend skandinavisch daher kommt. Diese ungewöhnliche Mixtur hätte mich nun nie im Leben vermuten lassen, dass RAT KING im indischen Chennai beheimatet sind. Natürlich gibt es auch auf dem Subkontinent einige Black Metal-Kapellen, allerdings klingen diese meist wie Kopien europäischer Bands ohne eigenen kulturellen Hintergrund.

Nun, bei RAT KING lassen sich einige dezente musikalische Hinweise auf ihre Herkunft finden, sei es das düsteren Trommeln in „Egg“ oder die Gesänge in „For Absent Gods“. Allerdings sind das nur einzelne Zutaten, die Scheibe aber kann noch viel mehr: Verstörende, im Dark Ambient übliche Klangcollagen aus schabenden Insektenbeinen und Industriegeräuschen, daneben maschinelle Blastbeats, orchestrale Elemente, Akkustikgitarren und schneidendes Black Metal-Riffing. Paradebeispiel dafür ist „For Absent Gods“, hier verarbeiten die Inder mehr musikalische Einflüsse als die Gottheit Shiva Arme hat: Zunächst geben sie sich orientalisch rhythmisch, driften in verzweifelten, düsteren Ambient ab – und kredenzen zum Abschluss dann vollkommen unerwartet Black Metal. Trotz dieser vielfältigen Elemente bleibt „Larva“ immer nachvollziehbar, im Grunde genommen könnte das Album Sountrack für einen Tarantino- oder auch Terminatorstreifen sein.

Der einzige größere Mangel der Scheibe in meinen Augen: Die Stücke sind oft zu kurz. Gerade im Ambientbereich liegen die Spielzeiten meist weit jenseits der 6-Minuten-Grenze, fairerweise muss man sich aber auch eingestehen, dass gerade in diesem Bereich viel weniger passiert als bei den Indern in drei Minuten. Wer neben Industrial und Metal also auch gern Ambient hört und Filmsoundtracks nicht abgeneigt ist, sollte „Larva“ eine Chance geben. Ebenso empfehlenswert ist das Vorgängeralbum „The Plague Of Hamlin“. Irgendwie schade, dass die Band bereits ihre Auflösung bekannt gegeben hat.

 

 

13.07.2013
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