Danke, RANGER. Danke für die Begriffsklärung. DAS ist also Speed Metal. „Where Evil Dwells“ ist Speed Metal. Diese jugendlich-überdrehte Spielart, die zwischen benachbarten Genres nicht nur begrifflich immer latent vom Zerquetschtwerden bedroht ist, bedurfte aber auch dringend einer Reanimation. Das wird einem nach Genuss der ersten kompletten Langspielplatte der verrückten Finnen sehr deutlich. Wie die Wahnsinnigen brettern sich RANGER durch den Großteil ihrer Songs, sind dabei aber weder der wuchtige Power-Metal-Cruiser noch der schnittige Thrash-Sportwagen. RANGER sind der röhrende Pontiac, der fantasievoll getunet, aber überwiegend vom Adrenalin seiner Insassen befeuert immer am Anschlag über die linke Spur brettert – mit zitternden Armaturen und glühenden Reifen.
„Where Evil Dwells“ knattert mit anderen Worten wie eine ziemlich rumpelige Mischung aus „Kill ‚Em All“ und „Walls Of Jericho“ über den Asphalt und nimmt im Zeichen des Riffs keinerlei Gefangenen. Another one bites the dust. Passend dazu balanciert Frontmann Dimi Pontiac (!) in höchsten Höhen auf dem schmalen Grat der vokalischen Zumutbarkeit, sodass einem immer wieder das Bild schonungslos als Hupe missbrauchter Bremsen ins Gehirn schießt. Die Vergleiche mit JUDAS PRIEST sind mithin (auch aus diesem Grund) vollkommen haltlos: Während Rob Halford mit messerscharfem Kopfstimmen-Gesang die Töne zielsicher ins Visier nimmt und Scheiben chirurgisch präzise zerbersten lässt, lässt Pontiac vom Adrenalin befeuert die eigene Stimme sich ohne Rücksicht auf Verluste überschlagen, abstürzen und voller Enthusiasmus wieder losquietschen.
Wer die geilen EVIL INVADERS, offenkundig Brüder im Geiste, aufgrund des Gesangs nicht mag, wird auch RANGER mit Verständnislosigkeit begegnen. Wer seinen Metal aber eben jugendlich verrückt und mit Power ohne Ende mag, wer gern Knie in der Röhre und Mut zur Matte zeigt, wird Pontiacs Vocals mit einem breiten Grinsen willkommen heißen und Nacken wie Faust zu „Where Evil Dwells“ in (hektische, grobmotorische) Bewegung setzen. Unterstützt wird er in seinen Bemühungen neben dem beständigen Riffgewitter von äh… pointierten Gangshouts im Refrain („Fire! Die! Nuclear! War! Thunder! Roar! Hell! Burn!“) und einem kurzen, coolen Echo in „Defcon1“, irgendwann sogar Twin-Leads und nicht jaulenden Flitzefinger-Soli („Dead Zone“), einem kurzen Intro-Haken in Richtung METALLICAs „One“ („Black Circle (S.Y.L.S.)“) usw. Besonders geil im Übrigen: der kurze Rausschmeißer „Storm Of Power, der nach einem süffigen „Go!“ das Album mit Melo-Lead, jedoch ohne Zwischenstop über die Ziellinie bringt.
Aber erneut: Trotz genannter und weiterer liebevoll eingeflochtener Details ist „Where Evil Dwells“ insgesamt kein allzu filigranes Album, im Vergleich zu den bisherigen EPs – das bilde ich mir jedenfalls ein – noch eine Spur räudiger ausgefallen und insgesamt deutlich auf die Bühnen-Attacke zugeschnitten. Aber wie soll der Soundtrack zur nuklearen Apokalypse, Phantomsoldaten und Satan auch sonst bitte klingen? Etwa wie DIMMU BORGIR? Na eben.
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