Als Führungskraft ist es eine gute Idee seine Mitarbeitenden möglichst ihren Neigungen und Vorlieben entsprechend sowie anhand ihrer Kompetenz mit Aufgaben zu betrauen. Und natürlich den vorhandenen Sachverstand zu nutzen, wenn man selbst nur einen Teil der Angelegenheit fachlich hinreichend beurteilen kann.
Somit ist es als Co-Teamleiter, Chief-Compliance-Officer und Mit-Organisator eines kleinen Familienverbandes ein besonderes Vergnügen den eigenen sechsjährigen Nachwuchs* nach jahrelangem Coaching mit einer wichtigen Aufgabe zu versehen: der Bewertung der neuen RANDALE-Scheibe „Feuerkäfer“ als Gastautorin. Mehr Sachverstand in Sachen Kinderrock als durch die geschulte Zielgruppe selbst geht schließlich nicht. Dass man als Erwachsener mit seiner Langeweiler-Brille und zudem dem Musikredakteur-typischen und kleinteiligen Analyse-Blick auf die dreizehn Titel von „Feuerkäfer“ schaut, ist mithin völlig unnötig: Spaß macht, was gefällt und Hauptsache ist, es gefällt dem Adressatenkreis. Und somit ist die ehrliche Meinung eines Kindes in dieser speziellen Plattenbewertung besonders relevant (ansonsten natürlich auch!).
RANDALE sind ein Lichtblick im düsteren Kinderlied-Universum
Wer als Erwachsener schonmal den Simone-Sommerland-Schlager-Wahnsinn oder die vermeintlich „30 besten Kinderlieder“ ertragen musste, der ist ohnehin umso dankbarer, dass es RANDALE gibt. Die Altvorderen des Kinderrocks liefern seit zwanzig Jahren kindgerechte Mitmach-Musik mit Humor und Botschaft.
Während das derzeit populäre Kinder-Metal-Projekt HEAVYSAURUS sich dabei eher im Stadion-Rock-Segment mit leichter Tendenz zur discohaften Schwofigkeit bewegt, gehen RANDALE kantiger und stilistisch abwechslungsreicher zur Sache. Egal ob Punk-Rock, Heavy-Metal oder Alternative-Rock – RANDALE mischen munter durch und bieten einen schönen Überblick über viele Spielarten der handgemachten Musik. Und mit Gothic-Wave-Rock („Und Wir Tanzen“), Country („Volker Das Faultier“) und einer astreinen Tango-Nummer („Der Vampir“) hat „Feuerkäfer“ auch abseits des Metal-Kosmos Klänge zu bieten, die Kinder abfeiern können.
Dass es thematisch abwechslungsreich zugeht, kommt der Aufmerksamkeitsspanne der potenziellen Hörerschaft entgegen. Gesellschaftliche Bildung wie „Solidarität“ wechselt sich ab mit persönlichen Botschaften in „JA JA JA“, Erziehungskritik in „Hasi/DC“ mit astreinen Party-Songs für die gute Laune. RANDALE verstehen seit eh und je ernsthafte Fragen und Ansichten subtil oder auch weniger subtil in ihren Songs unterzubringen – hier dürfen Kinder dann Kritiker ihrer Eltern sein und auch für Erwachsene lohnt es sich, der Ohrwurmgefahr tapfer trotzend, hinzuhören, denn RANDALE machen ihren Job auch für Große überaus unterhaltsam.
Die prüfende Zielgruppe ist von „Feuerkäfer“ angetan
Aber genug der Beschreibung, was kann „Feuerkäfer“ in der Beurteilung der berufenen Prüfinstanz? Nach mehreren Hördurchgängen an einem verregneten Wochenende kristallisieren sich zunächst die Favoriten-Tracks auf „Feuerkäfer“ heraus: Das cheesige „Pommes“ natürlich, das ist schließlich ein Herzensthema. Und mit „Die Mumie“ und „Der Vampir“ wird die aktuelle Grusel-Präferenz passend bespielt. „Feuerkäfer“ schließlich rockt ziemlich flott nach vorne und das abschließende „Wir passen aufeinander auf“ wird kurzerhand den Schulregeln zugeordnet und angesichts der gerade erfolgten Einschulung ebenfalls zu den Highlights gezählt.
Auch dem Vergleich mit den bisherigen RANDALE-Alben hält „Feuerkäfer“ mühelos Stand. Dem persönlichen Referenzwerk „Hasentotenkopfpiraten“ gegenüber sei „Feuerkäfer“ genauso gut, so das sachkundige Urteil. Und besonders gelungen ist, dass es keine ruhigen Lieder auf dem Album gibt, fügt die Erstklässlerin überzeugt hinzu. Ja, Tanzen ist aktuell schwer angesagt.
Live-Qualitäten werden „Feuerkäfer“ ebenfalls zugesprochen: Sowohl der Titeltrack „Feuerkäfer“, als auch „Pommes“, „Die Mumie“ und „Der Vampir“ werden für das nächste Konzert gewünscht. Sicherlich dürften der astreine Punk-Rock-Song „Hände hoch“ und „Und Wir Tanzen“ auch ganz gut funktionieren, ist zu ergänzen. Abgerundet wird die Bewertungsrunde mit dem bunten Coverartwork: Das Cover sehe ja aus wie ein Käfer! Und gleichzeitig wie eine Gitarre! Gute Idee, so die Einschätzung.
Die abschließende, familieninterne Redaktionskonferenz wird dann mit dem Gesamturteil „Sehr cool“ beendet, lässig wird anschließend die unter diesem Artikel vergebene Höchstnote von der Gastautorin gezückt und auf Nachfrage wird diese auch verteidigt. Es folgt „Die Mumie“ in Dauerschleife und ein sichtlich zufriedenes Kind. Alles richtig gemacht, findet auch die Elternschaft. Danke, RANDALE.
*Name und Bettgeh-Zeiten sind dem Verfasser bekannt
Oh ’n Troll-Review. Warum nicht? Das Privileg sollten nicht nur Kommentatoren haben.. lol