Das war jetzt wirklich nicht vorhersehbar, als uns die neue Platte „Trouble Maker“ von RANCID kurzfristig ins Haus flatterte. Eigentlich galt nur zu klären, ob es genauso schlimm oder schlimmer als „…Honor Is All We Know“ geworden ist. Dass die Amerikaner 26 Jahre nach ihrer Gründung noch in der Lage sind eine derart starke Platte abzuliefern, ist eine erfreuliche Überraschung. Immerhin gibt es zahlreiche Bands, die irgendwann mal revolutionäre Punk-Alben veröffentlicht und danach nie wieder was Nennenswertes gerissen haben. In der anderen Ecke lungern ganz alleine die DESCENDENTS rum und liefern konstant auf Knallerniveau. Wo stehen also RANCID 2017?
Sind RANCID jetzt im Team DESCENDENTS …
Vorab: Nicht jeder der 17 Songs auf „Trouble Maker“ ist ein Hit, RANCID erfinden sich nicht neu und knüpfen auch nicht nahtlos an ihr bestes Album „Bitte hier das jeweilige Lieblingsalbum einsetzen“ an. Es ist vielmehr die konstant gute Grundqualität und die überraschende Wendigkeit, die überzeugt. „Have you ever seen the devil, yeah I have and now he’s in trouble“ heißt es in „Where I’m Going“. Den kompletten Inhalt des Songs nimmt man RANCID ab, der hüpfende Ska-Takt und die schrullige Orgel machen Laune, während das eingeschobene Solo den notwendigen Dreck beimengt. Es scheint, als ob die Punker verinnerlicht haben, was sie können und das nun in Bestform ohne schlechtes Gewissen einfach reproduzieren können („Ghost Of A Chance“). Sollen sich doch die Jungen abstrampeln, von uns gibt es den alten Shit!
… oder doch eher im Team GREEN DAY / BAD RELIGION?
Sind es das schrullige Melodica-Solo in „Buddy“, der sympathisch dunkle Grundtenor von „All American Neighborhood“, der unverfrorene AC/DC-Festzelt-Einschlag bei „Bovver Rock And Roll“, die beeindruckende Hit-Dichte, die launigen Handclaps in „Telegraph Avenue“, die Ironie in „Say Goodbye To Our Heroes“ oder die unerwartete schunkelnde Spritzigkeit in „Cold Cold Blood“ ? Auch. Das und die weiteren unzähligen lyrischen, handwerklichen, kreativen oder mit der Perfektion brechenden Momente, die „Trouble Maker“ zu einem tollen, kurzweiligen Album machen. RANCID haben sich damit ihren leicht angeknacksten Ruf wieder restauriert und Musik für die Dauerrotation geschaffen.
RANCID sind zurück im Spiel
Während man sich die Platte zum x-ten Mal anhört, wandern die Gedanken zu anderen Bands. Klingt so bisschen wie … oder auch wie … machen das nicht auch manchmal auch die …? Das Ding ist nur, dass RANCID es damals vorgemacht haben und so, einst selbst beeinflusst von THE CLASH, SEX PISTOLS, THE DAMNED und THE SPECIALS, eine wichtige Station in der Punk-Evolution waren. Nun können, sie basierend auf ihren musikalischen Fähigkeiten und Erfahrungen, nicht weniger als ein optimiertes Standardwerk abliefern. Woher die plötzliche Initialzündung kam oder welche Muse da unerwartet Küsse verteilt hat, ist eigentlich egal. Re-Transformation gelungen! Da hat sich jemand zurückgekämpft und wir hoffen auf die Selbsterfüllung der Prophezeiung im Rausschmeißer: „This Is Not The End“.
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