Ramones - Rocket To Russia (Deluxe Edition 2017)

Review

Es gibt Menschen, die werden versehentlich schwanger oder verlieren aus Unachtsamkeit ihre Haustürschlüssel. Wiederum andere erfinden versehentlich den Punk Rock und erschaffen nebenbei auch noch den Pop Punk. Dabei beruhte dieses scheinbar zufällige Momentum der Geschichte auf der wesentlichen Funktion jugendlichen Handelns – der Distinktion.

One, two, three, four – die RAMONES im Kampf gegen den Zeitgeist!

Die RAMONES grenzten sich mit ihrem Stil radikal von der seinerzeit raumgreifenden Art Rock-Bewegung ab, welche das Musizieren immer anspruchsvoller, verschachtelter und technischer machte. Die Jungs aus New York City warfen diese Elemente als überflüssigen Ballast über Bord und schielten auf den Rock’n’Roll der 1950er Jahre. Laut, schnell und direkt sollte die Musik sein. Dafür nutzten die RAMONES weder Breaks noch Zwischenstücke oder gar Songs über 3 Minuten Spielzeit.

Viele Menschen kennen die RAMONES von H&M. Die machen jetzt auch noch Musik!

Den größten Orkan an Hits entfachten die Herren zweifelsohne auf ihrem dritten Album „Rocket To Russia“, welches 1977 bei Sire Records veröffentlicht wurde. Welches Stück des Albums gehört eigentlich nicht zur Allgemeinbildung? „Cretin Hop“, „Rockaway Beach“, „Sheena Is A Punk Rocker“, „We’re A Happy Family“ und „Surfin‘ Bird“ sind die Muttermilch jedes Rockfans. Und ja, tatsächlich bleiben alle Songs unter der magischen Drei-Minuten-Marke.

„Rocket To Russia“ sollte das letzte Album des klassischen RAMONES-Line-Ups werden und dieses Kapitel für immer schließen. Unglaublich aber wahr, alle Musiker der Platte sind mittlerweile verstorben. Hütet euch vor den Spätfolgen des Rock’n’Roll!

„Rocket To Russia“ – was kann die Neuauflage?

In der Vinyl-Version aka „40th Anniversary Deluxe Edition“ wird natürlich groß aufgefahren. Neben hübschem schwarzen Vinyl und umfangreichen Liner-Notes gibt es drei zusätzliche CDs mit einer zur Vinyl-Version identischen Fassung des Albums, haufenweise raren bzw. bisher unveröffentlichten Aufnahmen und einem ordentlichen 1977er Live-Mitschnitt aus Glasgow, der ebenfalls bisher noch nie das Licht der Öffentlichkeit sah.

Macht ordentlich was her – „40th Anniversary Deluxe Edition“

Wichtig zu wissen ist, dass die Version, trotz der umfangreichen Lieferung, nicht (!) das Original-Mastering enthält, sondern „nur“ eine remasterte Version des Original-Stereo-Mixes und eine weitere (neue) Abmischung von Ed Stasium, dem legendären RAMONES-Mischer, welche zudem über ein abweichendes Tracklisting verfügt. Ed hat zwei Songs der ursprünglichen Aufnahme hinzugefügt und „Sheena Is A Punk Rocker“ entfernt, weil der Track aus einer anderen Session stammt.

Die neuen Mixes sind direkter und leicht poppiger als die ursprüngliche Version der Platte und schielen damit auf moderne Produktionen des Genres. Aber warum sollte man auch mehr Underground in eine 30 Jahre alte Platte stecken, die heute eine überragende Bekanntheit besitzt.

Stoff für Die Hard-Maniacs…

Die Neuauflage mit x-verschiedenen Mixes und Varianten ist – man kann es fast erraten – wirklich nur etwas für Die-Hard-Fans und echte Sammler. Der normale Hörer ist vermutlich schon mit dem originalen Mix des Albums zufrieden. Hübsch ist die Box allemal und bietet sicherlich auch „Value for Money“.

20.12.2017
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