Raise Hell - Written In Blood

Review

Die älteren Semester werden sich vielleicht noch erinnern: 1998 verschafften Nuclear Blast Records den jungen Schweden RAISE HELL, die gerade ihr Debüt „Holy Target“ eingespielt hatten, mit ordentlich Werbedruck eine gewisse Popularität. Diese Zeiten sind lange vorbei. RAISE HELL sind mittlerweile bei Black Lodge Records untergekommen, die letzte Platte „City Of The Damned“ liegt schon fast ein Jahrzehnt zurück und auch das Besetzungskarussell hat sich ordentlich gedreht: Der langjährige Trommler Daniel Ekdahl stieg 2013 mangels Zeit und Motivation aus, Gitarrist Torstein Wickberg ist bereits seit 2004 nicht mehr dabei. Zwei Neulinge bringen das in der Versenkung verschwundene Quartett wieder auf Sollstärke.

Auch der Stil hat sich seit dem deutlich von DISSECTION und anderen Melodic-Black/Death-Größen beeinflussten Erstwerk verändert, Thrash-Einflüsse wurden seit dem zweiten Album „Not Dead Yet“ prominenter. Was das auf dem neuesten Scheibchen „Written In Blood“ sein soll, weiß man hingegen nicht so ganz, so routiniert-gelangweilt kommt die angeschwärzte Thrash-Geschichte mit gelegentlichen leicht ins Ohr fliegenden Göteborg-Todesblei-Reminiszenzen (etwas moderner in „Demon Mind“, hymnischer in „A Blackened Resurrection“) daher. Das Album zeigt RAISE HELL oft schnell, aber dennoch energiearm; vordergründig aggressiv, aber doch schwach auf der Brust. Nicht nur, dass Schreihals Jimmy Fjällendahl, der Jonas Nilsson bereits zum letzten Album hinter dem Mikro ablöste, eher als Schreihälschen zu titulieren ist – nein, auch von der Sechssaiterfront darf man keine Geistesblitze erwarten. Alles verläuft in arg vorhersehbaren Bahnen, was wenig Raum zum Leben lässt.

Nee Jungs, seid mal ehrlich, hundertprozentig ist doch keiner von euch (mehr) bei der Sache, oder? „Written In Blood“ kommt so abgeklärt, ja fast müde um die Ecke, dass man es glatt für eine mit gedrosselter Kraft hingeklatschte Auftragsarbeit halten könnte – das Resultat all der Besetzungswechsel? Eine Herzensangelegenheit beseelter Musiker hört sich jedenfalls anders an. Schon 1998 waren RAISE HELL ja beileibe keine charismatischen Vorreiter, sondern nur halbwegs talentierte Mitläufer, doch damals hatte die Chose wenigstens noch eine gewisse Verve.

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03.09.2015

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