Raise Hell - Holy Target

Review

Gut 10 Jahre nach Veröffentlichung des Erstlingswerks der damals blutjungen Schweden von RAISE HELL war es mal wieder an der Zeit, „Holy Target“ aufzulegen. Und schon ab der ersten Minute wird klar, dass dieser Platte weder 10 oder noch mehr Jahre etwas anhaben können. Das Gemetzel, welches mit „The March Of Devil’s Soldiers“ eingeleitet wird, hat über die Jahre, und in Anbetracht der ganzen Bands, die in dieser Zeit nachgezogen sind und RAISE HELL mittlerweile auch wie alte Opas aussehen lassen (man wird ja nicht jünger…), kein bißchen seiner Energie und seiner Reize verloren.

Für RAISE HELL kam der frühe Durchbruch 1997 mit ihrem Demo „Nailed“, damals noch unter dem Namen IN COLD BLOOD, welches ihnen einen Plattendeal mit Nuclear Blast einbrachte. Die Band war noch keine zwei Jahre alt, als sie ihr Debüt im renommierten Abyss Studio unter der Ägide von Peter und Tommy Tägtgren eintrümmerten.

„Holy Target“ ist ein brutales, angeschwärztes Thrash-Metal-Album mit deutlichen Death-Metal-Anleihen und Rock-Attitüde, welches auf voller Länge überzeugt. Ende der Neunziger wurden eine Menge bahnbrechender Alben und Anwärter auf Klassikerstatus veröffentlicht, und Nuclear Blast gehörten zu den vielen Labels, die sich dafür verantwortlich zeichneten. Und irgendwie passten RAISE HELL perfekt ins Bild: Eine junge Band, bis dato kaum bekannt, hochmotiviert und talentiert, die scheinbar kaum zu bremsen ist, wenn sie einmal in Fahrt kommt.

Ihr Debüt traf auf viele begeisterte Ohren, auch wenn andere fehlende Originalität und deutliche Nähen zu anderen zeitgenössischen Bands (z.B. DISSECTION) bemängelten. Das mag auch in gewisser Hinsicht stimmen, denn mit „Holy Target“ schießen die Schweden nicht den Innovationsvogel ab – was aber angesichts des ungestümen Charakters der Platte völlig ins Hintertreffen gerät. Man kann in jeder Minute nachempfinden, wie sich die Band völlig verausgabt, einen geilen Song nach dem anderen scheinbar mühelos aus dem Ärmel schüttelt, und dabei eine Reife heraushören lässt, die man bei den meisten gerade-so-Volljährigen jungen Musikern nie erwarten würde.

Wie dem kundigen Metalhörer bekannt sein dürfte, haben RAISE HELL schon mit dem Nachfolger „Not Dead Yet“ ein paar Gänge heruntergeschaltet und eine deutliche Stiländerung vollzogen, was etliche Fans (zu denen ich mich zähle) vergrault haben dürfte. RAISE HELL kämpfen nach wie vor damit, auf einen musikalischen Nenner zu kommen – aber ein zweites „Holy Target“ wird es wohl nie geben. RAISE HELL haben sich ja nicht zum Schlechten verändert, aber für mich sind sie nach „Holy Target“ schlichtweg uninteressant geworden.

Man kann nun, 10 Jahre später, immer noch den alten Zeiten hinterher trauern, oder einfach mal wieder dieses geile Stück Metal auflegen und sich ordentlich die Gehörgänge freipusten lassen.

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06.01.2008

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2 Kommentare zu Raise Hell - Holy Target

  1. Thomas sagt:

    ich würde noch ein pünktchen mehr geben. dass "holy target" in bester dissection-tradition steht, darf man heute getrost als pluspunkt werten. als "thrash" würde ich die platte demnach auch nicht bezeichnen, sondern als geradlinigen schweden-death-black, wie er geiler kaum sein kann.

    9/10
  2. Anonymous sagt:

    Höhö… Was man von Tommiboys Geschmack zu halten hat, wissen wir ja seit "Harvest":-) Hier kann es keinen Clash mehr geben, schade eigentlich… Auf RAISE HELLs Debut kann man hören, was geschieht, wenn vier oder fünf vom Norden gelangweilte und durchfrorene Buben kräftig einen auf männlich hart und schnell machen und dazu mit Bleistiften auf ihren Quality Street-Dosen herumhacken. Naja, mit DISSECTION-Anleihen haben Nuclear Blast damals geworben, allerdings gibt es davon nur wenig, da die Atmosphäre und das auf schwarzen Schwingen einhersegelnde vollkommen fehlt. Die "Wicked Is My Game" wirkt griffiger; da hatte die Band ihren Stil gefunden, Thrash-Death-Rock oder sowas. Inzwischen sind sie leider wieder abgeirrt.
    Sechs reichen für diese tosende Rüpelei, glaubt mir, hehe…

    6/10