Rainbow - Rising

Review

Nach seiner ersten Trennung von DEEP PURPLE suchte Ritchie Blackmore neue Musiker um sich zu scharen und hatte sein Augenmerk vornehmlich auf den Sänger des ehemaligen DEEP PURPLE-Supports ELF, Ronnie James Dio, geworfen. Der war einer musikalischen Kooperation nicht abgeneigt, bestand aber darauf, dass die komplette Backingband zu den neu formierten RAINBOW gehören sollte. Davon wenig begeistert, aber den Sänger unbedingt in der Band haben wollend, stimmte Blackmore zu. Das Ergebnis, das Debütalbum “Ritchie Blackmore’s Rainbow“, zeigte die Band noch auf der Suche nach ihrem ureigenen Sound. Erste Anzeichen waren da und mit “Man On The Silver Mountain“ enthält die Platte zumindest einen Rock-Klassiker.

Das zweite Album “Rising“ sollte dann neue Maßstäbe in der hart rockenden Welt setzen. Dio und Blackmore ergänzen sich auf “Rising” perfekt und zaubern einen Gänsehautmoment nach dem anderen in die Ohren des Hörers. Dio hatte das Potential, das seine Zusammenarbeit mit Blackmore barg, erkannt und stimmte zu neue Musiker in die Band zu holen. Das stellte sich als kluger Schachzug heraus, denn mit Cozy Powell und Jimmy Bain kam eine der besten Rhythmusgruppen die es jemals gab, zu RAINBOW. Auch Keyboarder Tony Carey gehört zu den besten seiner Zunft und spielte sich die Bälle mit Ritchie Blackmore gekonnt zu. Als sechstes ‘Bandmitglied’ wurde für den Produzentenjob der ehemalige DEEP PURPLE und zukünftige BLACK SABBATH- und IRON MAIDEN-Produzent Martin Birch verpflichtet, der “Rising” einen perfekten Sound verpasste. Soviel zu den optimalen Rahmenbedingungen.

Durch die beteiligten Personen ist ein starkes Rockalbum ja eigentlich schon selbstverständlich. Mit dem was die Herren Blackmore, Dio, Powell, Bain und Carey hier aber abliefern hatte die Rockwelt nicht im Ansatz gerechnet. RAINBOW veröffentlichten 1976 ein stilprägendes Album, dessen Einfluss bis ins Jahr 2010 und vermutlich auch darüber hinaus reicht. Auch die sechs Songs weisen keinen einzigen Schwachpunkt auf. Angefangen bei dem bedeutungsschweren Keyboard-Intro, das in dem fulminanten Opener “Tarot Woman” aufgeht, bis zur letzten Note des abschließenden “Light In The Black” passt auf “Rising” wirklich alles perfekt zusammen. Die typischen Blackmore-Rocker (“Run With The Wolf”, “Lady Starstruck”) verzücken jeden Hard-Rocker immer wieder aufs Neue und gehören rifftechnisch zu dem Besten was Herr Blackmore jemals aufgenommen hat.

Den musikalischen Orgasmus haben sich RAINBOW aber für die letzten beiden Nummern aufgespart. Mit “Stargazer” steht an vorletzter Stelle des Albums eine Jahrhundertnummer, die auch heute noch Ihresgleichen sucht. Manch einer behauptet, dass Ronnie James Dio hiermit sein gesangliches Meisterstück abgeliefert hat. Fakt ist jedenfalls, dass der kleine Sänger mit der großen Stimme bei “Stargazer” zumindest eine seiner intensivsten Leistungen gebracht hat. Die epische, leicht orientalisch angehauchte Nummer, die von den Münchner Philharmonikern instrumental unterstützt (und aufgewertet) wurde, kann getrost als Blaupause für symphonischen Hard Rock /Metal angesehen werden, auch wenn u.a. DEEP PURPLE bereits früher mit einem Orchester gearbeitet haben. Hier wird die Mischung aus Hard Rock Klassik das erste Mal perfekt in Szene gesetzt.

Das abschließende “Light In The Black” bringt dann noch einmal die Stärken der Band auf den Punkt. Ein Ohrwurmriff von Ritchie Blackmore in Einklang mit dem genialen Drumming von Cozy Powell und der alles überragenden Stimme von Ronnie James Dio machen diesen acht Minuten langen Song zu einem absolut würdigen Abschluss einer der wichtigsten Platten des Hard Rock. Hier wurde nichts, aber absolut gar nichts falsch gemacht. Ein Muss für jeden Hard Rock-Fan und solche die es noch werden wollen. “Rising” hat Geschichte geschrieben und enthält sechs Songs für die Ewigkeit.

23.05.2010
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