Traditionellen Hard Rock präsentieren uns die Norweger RAIN auf ihrem Debütalbum „Stronger“. Brilliant eingesungen und produziert von Ex-JADED HEART-Frontmann Michael Bormann kommt dieses Album rund zwanzig Jahre zu spät aus den Startlöchern. Im Falle des Openers „Do You Like It“ klingt das noch durchaus hörenswert. Der düstere Midtempo-Stampfer zeigt die Qualitäten der Band und weiß zu unterhalten. Spätestens „Insobriety“ macht dem Hörer allerdings klar, warum dieser Sound irgendwo in den Tiefen der Achtziger verschwunden ist.
Irgendwo zwischen GOTTHARD, BON JOVI und BRYAN ADAMS liegen die elf Kompositionen, die unterm Strich viel zu cheesy geraten sind. „Crazy“ nervt mit lästigem Akustik-Gitarren-Geklimper und erinnert ansonsten entfernt an den gleichnamigen AEROSMITH-Song, ohne aber dessen Klasse zu erreichen. Mit „I’d Die For You“, „The Other Side“ und „Love Is By Your Side“ hat man mindestens zwei kitschige Herzschmerz-Balladen zuviel auf den Silberling gepackt. Und auch die übrigen Songs schaffen es viel zu selten, anständig zu rocken, so dass sich rasch gepflegte Langeweile beim Zuhörer einschleicht.
Handwerklich und produktionstechnisch kann man RAIN nichts vorwerfen. Das reicht aber bei weitem noch nicht, um die großen Defizite im Songwriting auszugleichen. Für die tadellose Gesangsleistung des stimmgewaltigen Michael Bormann gibt’s immerhin noch ein Gnadenpünktchen mehr. Letztlich bleibt der Albumtitel aber nur ein frommer Wunsch für das Nachfolgewerk und „Stronger“ tief in der Mittelmäßigkeit stecken. So lange es noch Bands wie GOTTHARD gibt, die bei allem 80er-Jahre-Retro-Rock wenigstens ein gewisses Maß an Innovativität versprühen, braucht diese Musik kein Mensch.
Kommentare
Sag Deine Meinung!