„Before The Sea Was Built“ heißt die neue Scheibe von RAGING SPEEDHORN. Es musste nicht großartig erwartet werden, dass sich die Briten aus Corby weiterentwickeln und neue Einflüsse in ihren harten Sound einbauen würden.
So geschehen gibt es auf vorliegendem Langeisen vermehrt Melodien zu hören, die stark vom Alternative wurden. Würde man sich den nach wie vor extrem gekreischten und gebrüllten Wechselgesang wegdenken, bliebe facettenreiche Musik zurück, die auf den ersten Eindruck so gar nicht wirklich extrem ist. Verspielt groovig und atmosphärisch gehen die Jungs zur Sache und stellenweise klingt die Mucke sogar wie eine harte Version angesagter Post-Sounds. Allein das geil aggressive Gebell der Sangesakrobaten schieben „Before The Sea Was Built“ in die extremere Metal-Ecke.
Die Songs besitzen viel Dynamik und Power. Zwar ist der Wiedererkennungswert nicht sofort auszumachen und man braucht schon etliche Anläufe, um das Album voll und ganz aufzunehmen, aber das bedeutet keineswegs, dass die Musik RAGING SPEEDHORNs als unterdurchschnittlich anzusehen ist.
Mittlerweile legen die Boys etwas mehr wert auf Musikalität und versuchen langfristig fesselnde Sounds zu fabrizieren. Es mag vielleicht etwas übertrieben klingen, aber „Before The Sea Was Built“ genießt man am Besten in Ruhe und hört richtig hin. Die Zeiten sind vorbei, in denen man RAGING SPEEDHORN nebenher laufen lassen konnte. Zwar gibt es auch immer noch keine ausgefeilten Soli oder sonstige großflächig angelegte Instrumentalpassagen, aber die Stimmung im Ganzen macht bekanntlich die Musik, und da muss eindeutig erkannt werden, dass dieses Album seine Wirkung erst nachhaltig entfaltet.
So ausgefeilt die Songs auch wirken, gibt es dennoch ein wenig negatives zu kritisieren. Das Album klingt im Ganzen etwas zu eintönig. Zu wenige Unterschiede zwischen den einzelnen Stücken lassen das Ohr schnell ermüden. RAGING SPEEDHORN verfolgen eine klare Linie, die allerdings sehr eng gesteckt ist. Sie haben zwar ihren Stil mit dem neuen Album etwas erweitert, allerdings nur um bestimmte Nuancen, die nun immer wieder von neuem auftauchen. Noch etwas mehr Ideenreichtum hätte dem Album gut getan.
Insgesamt ist „Before The Sea Was Built“ eine gute Veröffentlichung, die aber vermutlich wieder die Gemüter spalten wird. Eines aber kann man der Truppe nicht absprechen: Sie sind sehr darum bemüht zu klingen, wie nur RAGING SPEEDHORN zu klingen haben, und das ist auch gut so. Sollte es ihnen gelingen, zukünftig noch etwas mehr Gewicht in den Wiedererkennungswert der einzelnen Songs zu legen, wird der Band bestimmt nochmal ein größerer Wurf gelingen.
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